Pirmin Reichmuth kehrte zum Siegen zurück

105. Luzerner Kantonales Schwing- und Älplerfest in Root vor 7’400 Zuschauern

Florian Grab im Kampf gegen Remo Vogel

Der 29-jährige Pirmin Reichmuth bodigte im Schlussgang den bis dahin stark auftrumpfenden Luzerner Marc Lustenberger nach 42 Sekunden mit Überstossen von Stand und kam damit nach 2019 zu seinem zweiten Sieg am «Luzerner».

W.S.  Beim dritten Kantonalfest in der Innerschweiz herrschte bereits beim Anschwingen knisternde Spannung in der prallgefüllten Arena. Grund dafür war die Paarung zwischen Schwingerkönig Joel Wicki und Marcel Bieri. Das vierte Duell wurde über weite Strecken zu einem taktischen Geplänkel.  Dabei brachte Wicki seinen Kontrahenten etwa bei Halbzeit in eine bedrohliche Lage, woraus sich Bieri aber mit viel Geschick befreien konnten. Schliesslich teilten sich die beiden die Punkte. Bei Halbzeit – nach drei Gängen – lagen Pirmin Reichmuth und Marco Heiniger mit drei Zehnern in Führung.  Weiter hatten Marc Lustenberger, Christian Zemp und Laurin Imfeld ebenfalls noch ein makelloses Notenblatt. Dieses Quintett reduzierte sich im nächsten Durchgang auf Pirmin Reichmuth und dem weiter ausgezeichnet disponierten Marc Lustenberger. Dieses Duo hatten für sich damit für den weiteren Verlauf in eine komfortable Ausgangslage manövriert. So war es denn nicht verwunderlich, dass sie das Rennen für die Schlussgangteilnahme machten. Pirmin Reichmuth schaffte dies mit einem Blitzsieg gegen Marco Heiniger, und Marc Lustenberger kurzte Patrick Reichmuth zum platten Resultat.

Pirmin Reichmuth kommt in dieser Saison nach einem eher verhaltenen Start immer besser in Fahrt. Er legte sich im Anschwingen mit den Siegen gegen Joel Ambühl und Elias Lüscher eine solide Basis für den weiteren Verlauf zurecht. Mit einem wuchtigen Kurzzug vermochte er auch Samuel Schwyzer auszuhebeln und mit einem weiteren Erfolg gegen Christian Zemp, dem er am Zuger Kantonalen noch ein Unentschieden zugestehen musste, stiegen seine Siegesaktien weiter an. Doch musste er in dieser Begegnung sein ganzes Können aufbieten, um reüssieren zu können. «Da ich wegen Kniebeschwerden keine Vorbereitungsfeste bestreiten konnte, bin ich mit dem Sieg höchst zufrieden.» Dieser Auftritt dürfte dem Zuger für die nächsten Anlässe viel Selbstvertrauen geben. Dabei steht für ihn mit dem Bergklassiker auf dem Stoos eine harte Bewährungsprobe bevor.

Anstelle von Joel Wicki stand mit Marc Lustenberger ein anderer Entlebucher im Schlussgang. Wie der 22-jährige Zimmermann auftrumpfte, machte viel Freude. Mit einem «Tsunami-Kurz» hob er Christian Schuler aus den Angeln und Verteidigungskünstler Damian Egli musste auch nicht lange leiden. Dabei zelebrierte er Schwingen, wie es im Lehrbuch steht und verschaffte sich so  den Zutritt für die Endausmarchung. Wenn der Sennenschwinger von Verletzungen verschont bleibt, dürfte er bald einmal zu einer wichtigen Stütze für den Innerschweizer Schwingerverband bei höheren Aufgaben werden.

Schwingerkönig Joel Wicki fehlten für das Tüpfchen auf dem i einzig die Höchstnoten. Nach dem unentschiedenen Beginn rollte er das Feld mit fünf Siegen im wahrsten Sinne des Wortes von hinten auf und klassierte sich zusammen mit Marc Lustenberger im geteilten zweiten Rang.  Er scheint für seine nächsten Einsätze bestens gerüstet zu sein.

Marcel Bieri, vor zwei Wochen noch stolzer Gewinner des Schwyzer Kantonalen in Einsiedeln, musste den Heimweg ohne Kranz antreten.

Schuler mit Kranz

Von den 39 abgegeben Kränzen holten die Luzerner wie erwartet mit 24 vor den Ob- und Niwaldnern (5), den Schwyzern (5), den Zugern (4) und den Urnern (1) am meisten «Exemplare».

Bestklassierte Schwyzer blieben nach seiner Verletzungspause Lukas von Euw und Lukas Heinzer im fünften Rang.  Der Immenseer Patrick Betschart vermochte sich für den entgangenen Kranz am Schwyzer Kantonalen zu rehabilitieren. Mit der Niederlage gegen Marc Lustenberger sauste er knapp am Schlussgang vorbei. Seine erste «Schlaufe» in dieser Saison gewann Bruno Schürpf nach Enttäuschungen am Schwyzer und Zuger Kantonalen.

Wie bereits am Schwyzer Kantonalen glückte Christian Schuler das Anschwingen überhaupt nicht wunschgemäss Nach der Niederlage gegen den 150-Kilo-Koloss Sven Schurtenberger, der ihn mit Kreuzgriff richtiggehend «abwürgte», musste er all seine Kräfte aufbieten, um Tim Lustenberger mit Kurz-Kniekehlengriff zu gewinnen, worauf die verhängnisvolle Niederlage gegen den entfesselten Marc Lustenberger folgte. Für den Kranzgewinn durfte er sich keine Blösse mehr geben. Nach den beiden Zehnerwürfen gegen Janis Wittwer und Patrick Wicki konnte er zuletzt Martin Felder nach mehreren Anläufen ebenfalls platt bodigen.  Damit holte sich den siebten Kranz am Luzerner Kantonalen und steht unmittelbar von seinem 120. Eichenlaub. Kein Glück hatte Florian Grab: Nach dem Schwyzer Kantonalen verpasste er den Kranz erneut um lediglich einen Viertelspunkt. Zuletzt brachte er gegen den nur schwer zu bezwingbaren Remo Vogel kein Resultat zustande. Das Bennauer Leichtgewicht Jan Walker wurde von der Einteilung einmal mehr nicht geschont. Im alles entscheidenden letzten Gang verlor er gegen den mehrfachen Verbandskranzer Stefan Ettlin und blieb damit ohne «Kopfschmuck».  Der 17-jährige Alpthaler Daniel Steiner zeigte erfreuliche Ansätze und erreichte wie auch Stephan Grab den Ausstich. Die Jungschwinger Cyrill Styger, Remo Kälin und Mauro Kryenbühl mussten noch Lehrgeld bezahlen und schieden nach vier Gängen aus.

 

Werner Schönbächler