Marco Reichmuth sorgte für die grosse Überraschung
Zuger Kantonalschwingfest in Neuheim vor 2’500 Zuschauern
Florian Grab im Kampf gegen Marcel Bieri
Adi Steinauer (hinten) im Angriff
Fabian Birchler im Einsatz
Sämi Steinauer (links) versucht es mit Stich
Der 27-jährige Marco Reichmuth bodigte im Schlussgang nach 1:08 Minuten seinen Verbandskollegen Noe van Messel mit linkem Gammen und gewann damit erstmals ein Kranzfest. Die Zuger holten auch am meisten Kränze.
W.S. Bei einem Kantonalfest lautet die Hauptfrage, ob sich die Schwinger der Gastgeber durchzusetzen vermögen. Aufgrund des gegenwärtigen Stärkeverhältnisses wäre alles andere als ein Sieg der Zuger eine Überraschung gewesen. Bei Halbzeit – nach drei Gängen- wiesen sie an der Spitze ein deutliches Übergewicht auf. Von den 212 Schwingern hatte nur noch ein Quartett eine reine Weste. Obschon sich der Spreu allmählich vom Weizen zu trennen begann, blieb die Zuger Überlegenheit unangetastet. Sie hatten vor dem Ausstich die besten Karten in ihren Händen. Für den Schlussgang machten Marco Reichmuth und Noe van Messel mit einem makellosen Notenblatt das Rennen.
Marco Reichmuth, der bisher im Schatten seines älteren Bruders Pirmin stand, ist mit 25 Kränzen in Schwingerkreisen allerdings schon längst kein unbeschriebenes Blatt mehr. Mit dem Sieg vor eigenem Publikum gelang es ihm, mit einer überragenden Leistung das Pünktlein aufs i zu setzen. Der Spengler-Polier erwischte mit den Höchstnoten gegen Reto Fankhauser und Martin Ettlin einen Start nach Mass und liess auch seinen weiteren Widersachern nicht den Hauch einer Chance. Das erste grosse Ausrufezeichen setzte der mit dem Sieg gegen den Eidgenossen Jonas Burch, was ihn sichtlich beflügelte. Um die Schlussgangteilnahme konnte er den grossen Luzerner Hoffnungsträger Luc Bissig zu den Verlierern reihen.
Dem 23-jährigee Noe van Messel scheint sein Heimfest besonders gut in den Kram zu passen. Vor zwei Jahren gewann es der Wirtschaftsstudent mit sechs Siegen. Mit seinem unwiderstehlichen Kurz stellte er seine Gegner vor unlösbare Probleme. Nach seinem erfolgreichen Auftakt mit den Siegen gegen Marco Fankhauser und Ronny Heinzer fanden auch Christoph Waser und Bruno Schürpf kein geeignetes Mittel, um ihn zu stoppen. In einem Abnützungskampf konnte er auch Sven Lang ausmanövrieren. Im Schlussgang ergriff er sofort die Initiative und hatte anfangs die besseren Momente. Nur mit viel Glück entging Marco Fankhauser nach einem Kurzzug der drohenden Niederlage.
Pirmin Reichmuth, der sich im alleinigen zweiten Rang klassierte, vervollständigte den totalen Familienerfolg. Der vier Jahre ältere Bruder des Tagessiegers startete mit zwei Zehnerwürfen hervorragend in den Wettkampf. Kein Siegesrezept fand er trotz dauernden Angriffe gegen Verteidigungskünstler Christian Zemp. Doch mit drei Siegen deutete er bei seinem ersten Wettkampf in dieser Saison an, dass mit ihm wieder gerechnet werden kann.
Fünf Schwyzer Kränze
Für den 27-jährigen Siebner Fredi Bruhin, der auch ein erfolgreicher Nationalturner und Ringer ist, war das es ein ganz besonderer Tag. Er holte sich mit vier Siegen und zwei Punkteteilungen seinen ersten Schwingerkranz. Im alles entscheidenden letzten Duell konnte er den Luzerner Kranzer Alexander Hirsiger bezwingen. Sein Klubkamerad Joel Kessler hielt dem Druck stand und holte im Ausstich die für den «Kopfschmuck» benötigten zwei Siege. Vom Mythenverband konnten sich Ronny Heinzer und Bruno Suter den Kranz aufs Haupt setzen lassen.
Von den 37 abgegebenen Kränzen ergatteren die Zuger mit 14 vor den Luzernern (11), den Ob- und Nidwaldnern (6) den Schwyzern (5) und Urnern (1) den Löwenanteil.
Grab mit Kranz
Für den Schwingklub Einsiedeln holte der 21-jährige Spengler Florian Grab die Kohlen aus dem Feuer. Der zwei Meter grosse und 100 Kilogramm schwere Sennenschwinger trennte sich zu Beginn mit Roland Bucher in einem offenen Gang resultatlos, worauf er Marcel Grüter platt bezwang. Mit dem Unentschieden gegen Marcel Bieri sorgte er für eine grosse Überraschung und warf damit einen der ganz grossen Favoriten aus der engeren Entscheidung. Mit den beiden Siegen gegen Lukas Suter und Jonas Fuchs durfte er sich berechtigte Hoffnungen auf den Kranzgewinn machen. Mit dem Gestellten gegen Christian Bucher gelang ihm dieses Vorhaben. Dabei konnte er sich aus einigen brenzligen Situationen retten.
Pech hatten hingegen Adrian Steinauer und Fabian Birchler. Beiden fehlte zuletzt ein Viertelspunkt für den Kranzgewinn. Adrian Steinauer machte nach einem verhaltenen Beginn mit drei Siegen viel Terrain gut. Doch musste er zuletzt mit dem Luzerner Martin Felder die Punkte teilen. Der Trachslauer Fabian Birchler war nach drei Gängen noch weit vorne anzutreffen, worauf er mit Kevin Waser stellte und Dominik Zangger die Siegespunkte überlassen musste. Mit dem Sieg gegen Kay Süssmeier schloss er sein Pensum ab.
Das Bennauer Leichtgewicht Jan Walker bereitete mit seiner angriffigen Schwingweise viel Freude. So trotzte er dem erprobten Entlebucher Kranzer Reto Fankhauser ein beachtliches Unentschieden ab. Zuletzt musste er gegen den starken Luzerner Sven Lang den Kürzeren ziehen. Weiter erreichten Samuel Steinauer, Adi von Euw und Remo Kälin den Ausstich.
Werner Schönbächler