Marcel Bieri glänzte mit sechs Siegen

101. Schwyzer Kantonales Schwing- und Älplerfest vor 4’950 Zuschauern

Die Kranzgewinner vom Schwingklub Einsiedeln v.l. Adi Steinauer, Fabian Birchler, Christian Schuler

Der 30-jährige Marcel Bieri bodigte im Schlussgang nach 1:55 Minuten Schwingerkönig Joel Wicki mit Kurz und gewann damit erstmals das Schwyzer Kantonale. Die Aktiven des Schwingklubs Einsiedeln holten drei Kränze.

W.S. Das erwartungsvolle Publikum erlebte einen tollen Auftakt der Spitzenpaarungen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen endete die meisten Begegnungen mit einem siegbringenden Resultat. Für Schwingerkönig Joel Wicki gab es einen Traumstart. Im mit Spannung erwarteten Hammerduell gegen Pirmin Reichmuth ging er vorsichtig ans Werk, schaltete aber zusehends einen Gang höher und wurde immer gefährlicher. Mit einem Inneren Haken kam er gegen seinen Kontrahenten an einem Kranzfest erstmals zu einem Sieg. Weiter  kam Stimmung auf, als Lukas Bissig den letztjährigen Sieger Christian Schuler mit einem Prachtskurz ausmanövierte. Damit war das Fest so ganz nach dem Geschmack der Zuschauer lanciert. Überhaupt wurde von den 230 Schwingern offensives Schwingen vom Feinsten zelebriert. Bereits bei Halbzeit hatte sich der Spreu vom Weizen getrennt. Joel Wicki führte mit dem Höchsttotal von 30 Zählern vor Lukas Bissig, Roland Bucher und Marcel Bieri, die ebenfalls eine reine Weste hatten.

Vor dem Ausstich wurden die Siegesaktien von Joel Wicki und Marcel Bieri am höchsten gehandelt. Sie machten denn auch das Rennen für die Schlussganteilnahme

Marcel Bieri erlebte in der bisherigen Saison ein Wechselbad der Gefühle. Nach einem Hoch folgte vielfach ein Tief. Dennoch hatten viele Schwingerexperten den mittlerweile fünffachen Kranzfestsieger auf ihrer Rechnung, was er zum Auftakt gegen den Luzerner Eidgenossen mit einem Sieg rechtfertigte. Dieser gelungene Start gab ihm viel Auftrieb für den weiteren Verlauf. So vermochten dem entfesselten Zuger Lehrer Marco Lussi und Roger Bührli nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen. Nachdem er Ueli Rohrer zu den Verlierern reihte, biss er sich gegen den zähen Entlebucher Marc Lustenberger im wahrsten Sinne des Wortes die Zähne aus. Doch liess er nicht vom Weg abbringen und bearbeitete ihn unablässig bis zu dessen endgültiger Kapitulation.

«Im Schlussgang habe ich von Anfang an Vollgas gegeben, da Wicki ein Unentschieden für den Sieg gereicht hätte» erklärte er seine zurechtgelegte Taktik.

Schwingerkönig Joel Wicki erfreute sich bereits an den Regionalfesten einer guten Form und konnte  sich weiter steigern. Er legte los wie die Feuerwehr und liess nichts anbrennen. Wie er seine Widersacher im Eiltempo abfertigte, zeichnet einen Champion aus. Mit wuchtigen Würfen fertigte er Pirmin Suter und Michal Zurfluh ab. In der Auseinandersetzung gegen den brandgefährlichen Urner Lukas Bissig behielt er stets den Überblick, blieb auch bei unerschrockenen Angriffen seines Kontrahenten ruhig  und kam mit Kurz und anschliessendem Kniekehlengriff am Boden zum Ziel. Wie er dann Joel Kessler mit einem Überwurf aushebelte, trug ihm viel Applaus ein.  

Pirmin Reichmuth rollte das Feld nach seiner Startniederlage mit fünf Siegen im wahrsten Sinne des Wortes von hinten auf. Im Ausstich reihte er Fredi Bruhin und Roger Bürli zu den Verlierern. Er musste den dritten Rang mit dem Luzerner Urs Doppmann teilen. Noe Messel sorgte als Nächstklassierter dafür, dass die Rangliste Profil erhielt. Weiter holten sich alle fünf angetretenen Eidgenossen den Kranz.

Schwyzer erfüllten Erwartungen

Von den 38 Kränzen holten die Luzerner mit 12 «Exemplaren» vor den Schwyzern (11), den Zugern (8), den Ob- und Nidwaldnern (3), den Urnern (3) und Gästen (1) den Löwenanteil. Obschon die Schwyzer mit dem Ausgang des Festes an der Spitze nichts zu tun hatten, erfüllten sie in Sachen Kranzgewinnen den Plansoll. Bestklassierte blieben die beiden hoffnungsvollen Talente Lukas Heinzer und Silvan Appert. Sie sind ein grossen Versprechen für die Zukunft. Der noch nicht 16-jährige Sattler Franco Föhn erkämpfte sich mit vier Siegen und zwei Niederlagen seinen ersten Schwingerkranz.

Einsiedler mit drei Känzen

Dass im Schwingen die Kränze hoch hängen, mussten einige Aktive des Schwingklubs Einsiedeln bitter erfahren. Am Schluss schauten für sie nach einem nicht gelungenen Anschwingen drei Kränze heraus. Christian Schuler erlebte einen  fatalen Start. So musste er sich von Lukas Bissig und  Roland Bucher das Sägemehl vom Rücken wischen lassen. Er durfte sich keinen Ausrutscher mehr für den Kranzgewinn leisten und kämpfte deshalb mit dosiertem Risiko. Mit vier Siegen erfülllte er diese schwierige Vorgabe und holte sich seinen 118. Kranz. Der 33-jährige Adrian Steinauer musste nach seinem Startsieg gegen Florian Riget die Siegespunkte Lukas Bissig überlassen. Dank seiner grossen Erfahrung bezwang er Sebastian Arnold und Beat Suter und brachte sich damit vor den letzten beiden Durchgängen in eine günstige Ausgangslage. Nach der Niederlage gegen Noe van Messel hielt er dem grossen Druck stand und bodigte um den Kranzgewinn Marco Hürlimann mit der Maximalnote. Der 24-jährige Fabian Birchler hatte mit dem Sieg gegen den Bündner Kranzer Corsin Jörger einen vielversprechenden Start. Nach dem Ausrutscher gegen den Verbandskranzer Christian Bucher kam er zu zwei Zehnerwürfen. Doch nach der Niederlage gegen Michael Zurfluh war für ihn verlieren für den Gewinn des «Kopfschmuckes» verboten. Er behielt die Nerven und konnte David Waser zum Resultat werfen, was für ihn den dritten Krant bedeutet.  

Florian Grab erlebte Höhen und Tiefen und kam nicht richtig in Fahrt. Bereits zu  Beginn verlor er eher unerwartet gegen Ryan Rogenmoser. Nachdem er sich von dieser Niederlage mit zwei Niederlagen erholte, teilte er die Punkte mit dem Verbandskranzer Jonas Troxler. Die Niederlage gegen Ueli Zürcher brach ihm das Genick. Mit dem Zehnerwurf gegen Lukas Schmidiger gab es für ihn einen versöhnlichen Abschluss. Das Bennauer Leichtgewicht Jan Walker verpasste den Kranz nach der Punkteteilung gegen Raphael Briker. Mit drei Kranzschwingern wurde er von der Einteilung hart angefasst. Reto Pfyl sah den Kranz nach der Niederlage im letzten Gang gegen Jonas Troxler entchwinden.  Obschon der Gewinn der «Schlaufe» für sie ausser Reichweite lag, machte das Abschneiden von Stephan Grab, Samuel Steinauer und Andrian Kauflin, der dem Kranzer Gian Paolo Chiodo einer Niederlage beifügte, viel Freude. Ebenfalls bis zuletzt waren Daniel Steiner und Kay Neyer dabei. Sie mussten zur Kenntnis nehmen, dass im Schwingen die Bäume nicht allzu schnell in den Himmel wachsen Pech hatte Daniel von Euw, der nach dem dritten Gang wegen einer Fussverletzung Forfait geben musste.

Die elf Schwyzer Kränze verteilen sich auf die sechs Schwyzer Schwingklubs wie folgt: March-Höfe (3), Einsiedeln (3), Mythen- (3) und Rigiverband (2). Leer gingen Muotathal und Küssnacht aus.

 

Werner Schönbächler