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Vorschau Unspunnen

Dienstag, 22. August 2023

Christian Schuler schon zum dritten Mal dabei

Der Unspunnen-Schwinget zählt zu den bedeutendsten Anlässen überhaupt. Wie Martin Grab 2006 Schwingerkönig Jörg Abderhalden stürzte, erstaunte alle. Fünf Jahre später verlor Christian Schuler den Schlussgang gegen Daniel Bösch.

W.S. Das erste Alphirtenfest fand 1805 in Interlaken statt. Der Unspunnen-Schwinget wurde erst 1981 ein Anlass mit eidgenössischem Charakter. Damals profitierte Leo Betschart vom unentschiedenen Schlussgang zwischen Heinz Seiler und Jörg Schneider und konnte sich in die Siegerliste eintragen lassen. Bis zum nächsten Sieg der Innerschweizer dauerte es 25 Jahre. Trotz eines Vorsprungs von einem Punkt von Jörg Abderhalden auf Martin Grab konnte er den Sieg nicht heimbringen. Der Toggenburger stieg mit fünf Siegen als haushoher Favorit in den Schlussgang. Er schien wirklich unverwundbar zu sein und zeigte sich äusserst sicher, vielleicht auch etwas zu selbstsicher, da ihm ein Unentschieden für den Sieg gereicht hätte. Noch im dritten Gang bezwang er Martin Grab mit einem Haken, wobei ihn der Unterlegene zweimal mit Kurz hart bedrängte. Trotz der Niederlage hatte Grab die Gewissheit, den König gefordert zu haben, was sein Selbstvertrauen stärkte. Im Schlussgang versuchte Abderhalden einen Knietätsch, doch Grab konterte intuitiv mit einem Lätz. Der zweifache Schwingerkönig Ernst Schläpfer sprach von einem hervorragenden Konter, den der Rothenthurmer aus dem Handgelenk zauberte. Das war grosse Klasse. Für den Sieg benötigte er gerade einmal 58 Sekunden. «Propaganda pur» sei dieser Schlussgang für das Schwingen gewesen, sagte er weiter.

Grosses Echo

Die Begeisterung über den Triumpf von Martin Grab war in der Innerschweiz riesengross. Aus diesem Anlass zeigte das Zentralschweizer Fernsehen den Dokumentar-Film «Schwingen – Kräftemessen in der Schweiz». Im Zentrum dieses Dok-Films stand Martin Grab. Der Film ging auf die verschiedensten Seiten von Martin Grab ein.

Im Schlussgang gescheitert

Fünf Jahre später stand mit Christian Schuler erneut ein Rothenthurmer im Schlussgang. Er stand Daniel Bösch gegenüber. Den Ostschweizer hatte kaum einer der 15'000 Zuschauer auf dem Zettel. Schuler zählte hingegen nach seinem Sieg auf der Schwägalp und am Schwyzer Kantonalen zum Favoritenkreis. Nach 4:45 Minuten legte der wuchtige Toggenburger Schuler

mit einem Lätz auf den Rücken. Christian Schuler trennte sich zu Beginn mit Matthias Glarner resultatlos und erreichte mit vier Siegen den Schlussgang. Am Ende klassierte er sich im dritten Rang. Es hat nur wenig gefehlt, um der Beste zu sein. Obschon diese Niederlage für ihn bitter gewesen ist, hat er sich deswegen nicht geschlagen gegeben und seither viele Erfolge feiern können.

Keine leichte Aufgabe für Innerschweizer

Die Innerschweizer dürften auf der Höhenmatte in Interlaken einen schweren Stand haben. Bereits auf dem Brünig verloren sie das Kranzduell gegen die Berner klar. Dabei widerspiegelte sich, dass sie nicht mehr ein so breites Mittelfeld wie in früheren Jahren haben. Bereits am Eidgenössischen in Pratteln holten sie mit sieben Kränzen so wenige wie seit 1974 nicht mehr. Doch der Königstitel von Joel Wicki überstrahlte eben alles. Die Favoritenrolle liegt ganz klar bei den Bernern und Nordostschweizern. Doch könnten die Innerschweizer in die Rolle des Spielverderbers schlüpfen, denn der Druck für die Berner auf eigenem Hoheitsgebiet ist gross. Als grosser Favorit wird bei den «Mutzen» der bisher noch ungeschlagene Fabian Staudenmann gehandelt. Neben ihm liegen Matthias Aeschbacher, Adrian Walther, Bernhard Kämpf und Kilian Wenger in Lauerstellung. Obschon Schwingerkönig Joel Wicki wegen seiner am Brünigschwinget zugezogenen Ellbogenverletzung nicht starten kann, haben sie mit Pirmin Reichmuth einen weiteren Trumpf in ihren Reihen. Die Zielsetzung des technisches Leiters Stefan Muff ist optimistisch. «Wir wollen einen Schwinger in den Schlussgang bringen.» Bei den Nordostschweizern werden die Siegesaktien von Samuel Giger am höchsten gehandelt. Armon Orlik und Domenic Schneider nähren die Hoffnung, dass sie den Bernern eins auswischen könnten.

Bei den Nordwestschweizern ruhen die Hoffnungen auf ihrem Leader Nick Alpiger. Wenn der Aargauer einen guten Tag erwischt, kann er jeden bezwingen. Weiter zählen Joel Strebel, Andreas Döbeli und der 150 Kilogramm schwere Koloss Patrick Räbmatter zu ihren stärksten Schwingern.

Die zwölfköpfige Delegation der Westschweizer wird von ihren Aushängeschildern Romain Collaud und Lario Kramer angeführt.

Ein Schwyzer Trio

Am letzten Unspunnen-Schwinget 2017 waren die Schwyzer wegen verletzungsbedingter Ausfälle stark geschwächt. So sagte auch Christian Schuler wegen einer Knieverletzung ab. Bestklassierter blieb der inzwischen zurückgetretene Reto Nötzli im fünften Rang. In einer

turbulenten Begegnung bodige er Schwingerkönig Matthias Sempach und machte die Arena mit 15'800 Zuschauern zu einem Tollhaus. Sieben Schwyzer erreichten den Ausstich, verpassten aber eine vordere Klassierung. Doch hatten sie aus den bestehenden Möglichkeiten das Beste herausgeholt. Diesmal werden Christian Schuler, Mike Müllestein und Michael Gwerder aus der Pole-Position starten. Die Eidgenossen fielen durch konstante Leistungen auf und dürfte zumindest um vordere Ränge ein Wörtchen mitreden. Für Schuler ist es die dritte Teilnahme in Interlaken. Hinter diesem Trio stehen Patrick Betschart, der auf dem Urnerboden seinen ersten Festsieg feiern konnte, und der Siebner Joel Kessler auf gleicher Augenhöhe. Für die beiden Youngsters Bruno Suter und Lukas von Euw geht es vor allem darum, Erfahrungen auf höchster Ebene zu sammeln.

Martin Grab Ersatz

Der Rothenthurmer Martin Grab, der ebenfalls nominiert worden war, muss sich mit der Ersatzrolle begnügen. Die Teilnahme kommt für ihn nach einer mehrwöchigen Verletzung etwas früh. Bei seiner Rückkehr auf dem Brünig und dem Ricken machte sich bei ihm die noch fehlende Wettkampfpraxis bemerkbar. Doch sollt einer der 32 Innerschweizer ausfallen, muss er bereit sein.

 

Werner Schönbächler

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