Home » Klub » News

Stoos

Sonntag, 09. Juni 2013

Drei Kränze

Der Schlussgang war ein Spiegelbild seiner Überlegenheit. Bereits nach sieben Sekunden bezwang er Christian Schuler mit Übersprung und kam nach 2007, 2008 und 10 zu seinem vierten Sieg. Für den Schwingklub Einsiedeln gab es drei Kränze.

W.S. Wie jedes Jahr darf der Bergklassiker auf dem Stoos als erster echter Quervergleich zwischen verschiedenen Teilverbänden bezeichnet werden. Und wie immer lautete die Kardinalfrage, ob die Innerschweizer die Gäste in Schach zu halten vermögen. Bei der letzten Austragung durchkreuzte ihnen Arnold Forrer dieses Vorhaben. Die Binsenwahrheit, dass ein gelungenes Anschwingen bereits die halbe Miete wert sein kann, bestätigte sich einmal mehr. Bei Halbzeit (nach drei Gängen) wurden die Siegesaktien der Innerschweizer am höchsten gehandelt, derweil jene der Gäste schon deutlich an Wert eingebüsst hatten. Sie durften sich in der weiteren Folge keinen Ausrutscher mehr leisten, was einzig Bruno Gisler gelang. Vieles deutete zu diesem Zeitpunkt auf einen Sieg der entfesselten Schwyzer hin. Philipp Laimbacher lag mit 39.75 Zählern vor Christian Schuler und Bruno Gisler deutlich in Front. Nachdem er auch Bruno Gisler aus dem Weg geräumt hatte, und Christian Schuler trotz grosser Bemühungen gegen Andi Imhof kein Siegesresultat gelingen wollte, war sein Vorsprung derart eklatant, dass alle anderen sechs Gänge absolvieren mussten. Als Punktehöchster kristallisierte sich Christian Schuler mit einem Sieg gegen Ueli Banz heraus.

Beeindruckender Laimbacher

Nach einem verhaltenen Saisonstart mit allerdings guten Klassierungen entwickelt sich Philipp Laimbacher immer mehr zur Leaderfigur der Innerschweizer. Der 30-jährige Aussendienstmitarbeiter zeichnete sich wie zu seinen allerbesten Zeiten durch seine schnörkellose Schwingweise und seine im Ansatz kaum erkennbaren explosiven Züge aus, was auf seine gegenwärtig gute Verfassung hindeutet. Bereits zum Auftakt schaltete er mit einem wuchtigen Übersprung Mario Thürig aus und deutete damit seine Siegesabsichten früh an. Was er darauf vollführte, war Schwinger allererster Güte. Keiner seiner Widersacher konnte ihn nur annähernd ernsthaft gefährden und alle mussten seine Überlegenheit neidlos anerkennen. So bearbeitete er Marco Rohrer, Beat Clopath und Edi Philipp bis zu deren endgültigen Kapitulation mit den verschiedensten Varianten von Stand oder am Boden. Diese ausgezeichnete Leistung dürfte dem sympathischen Sennenschwinger für die weiteren Anlässe viel Selbstvertrauen verleihen. „Ich hatte heute von Beginn weg ein gutes Gefühl und es lief mir einfach alles wie am Schnürchen“, freute er sich.

Schulers Aufholjagd

Nachdem er zu Beginn wegen eines umstrittenen Kampfrichterentscheides gegen Arnold Forrer wegen einer kurzen Unachtsamkeit kurz vor Gangende um eine Niederlage kam, zeigte sich Christian Schuler danach von seiner allerbesten Seite und liess seine Qualitäten aufblitzen. Mit den Höchstnoten gegen Rainer Betschart (Kurz) und Peter Imfeld (Wyberhaken), die er in Windeseile bodigte, machte er wieder Terrain gut. Nichts anbrennen liess er gegen Verteidigungskünstler Lutz Scheuber und vervollständigte am Boden zum Resultat. Da der Schlussgang für ihn bedeutungslos war, darf seine schnelle Niederlage nicht überbewertet werden. Mit dem zweiten Rang setzte er seine diesjährigen Spitzenklassierungen vor und ist im Hinblick auf das Eidgenössische auf dem richtigen Weg.  

Grabs gelungenes Comeback

Viele Schwingerfreunde dürften wohl mehrmals hingehört haben, als Martin Grab ausgerechnet an einem Bergklassiker sein Comeback nach wochenlanger Abwesenheit ankündigte. Wie ein Ausnahmekönner beendete er diesen Auftritt, mit einer Mischung aus Routinie, kämpferischer Leidenschaft – mit der Attitüde eines Mannes, der nicht darauf wartet, dass das Schwingerglück zu ihm kommt. Sondern eines Mannes, der sich dieses Glück greifen muss, zupackend, entschlossen und mutig. Nachdem er zum Auftakt mit Michael Bless die Punkte teilte, holte er sich gegen Melk Britschgi mit einem herrlichen Überwurf die Höchstnote. Obschon er darauf Philipp Gloggner an den Rand einer Niederlage brachte, konnte er dessen Verteidigung nicht durchbrechen. Nach dem unverhofften Ausrutscher gegen Philipp Scheidegger glaubten wohl viele nicht mehr an den Kranzgewinn des Rothenthurmers. Doch der 34-jährige Routinier steckte dies weg und reihte Andreas Fässler mit Schlungg und den Bündner Eidgenossen Edi Philipp mit Lätz zu den Verlierern, was ihm den Kranz einbrachte.

Er hat es allen Zweiflern gezeigt. Und wo wird das alles nun noch enden, dieses Comeback, diese Tour der Freuden nach der Tour der Leiden. Er scheint auf dem besten Weg zurück zur Spitze zu sein, wenn sein Knie hält.  

Überraschender Steinauer

Dass der 22-jährige Willerzeller Adrian Steinauer das Potenzial für grosse Leistungen verfügt, hat er schon mehrmals angedeutet. Er startete mit einem platten Wurf gegen Christoph Bernet und sah sich darauf von Peter Imfeld bezwungen. Nachdem er die Verteidigung von Melk Britschgi nicht durchbrechen konnte, überraschte er den erprobten Basler Kranzer Michael Gschwind mit einem herrlichen Stöckli. Wie er dann Christoph Bieri, der Nummer 1 der Nordwestschweizer, in einer turbulenten Auseinandersetzung ein Unentschieden abtrotzte, darf als echte Überraschung hervorgehoben werden. In einem auf Biegen und Brechen geführten Duell konnte er 15 Sekunden vor Schluss Philipp Scheidegger mit der Höchstnote bodigen. Damit holte der mittlerweile sechsfache Kranzer seinen „Kopfschmuck“ an einem Bergklassiker.

Roland Kälin zeigte eine solide Leistung und legte unter anderem den Eidgenossen Guido Thürig mit Haken auf den Rücken. Mit den Niederlagen gegen Michael Bless und Franz Föhn im Ausstich verpasste er allerdings den Kranz. Ebenfalls bis zum Schluss war Thomas Bisig dabei. Im alles entscheidenden letzten Gang musste der Obwaldner Peter Imfeld den Vortritt lassen und wurde damit um die Früchte seiner Anstrengungen gebracht. 

image description