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Rigi

Sonntag, 14. Juli 2019

Gestellter Schlussgang

Nachdem sich Christian Schuler und Domenic Schneider nach einem hochstehenden Schlussgang resultatlos trennten, konnte Benji von Ah den Sieg erben. 

W.S. Auf dem höchst gelegenen Bergklassiker wehte von Beginn weg den Zuschauern eine kühle Bise entgegen. Hitzig und turbulent ging es hingegen in den drei Sägemehlringen zu und her. Die Innerschweizer warfen alles in die Waagschale und wollten sich für den entgangenen Sieg am «Innerschweizerischen» rehabilitieren. Diese Rechnung schien bereits nach dem Anschwingen aufzugehen, startete die Gäste doch eher verhalten. Die Innerschweizer festigten sich von Beginn weg die Leaderstellung und brachten sich nach vier Gängen in eine ausgezeichnete Position. Ales voran Benji von Ah, der als Einziger noch mit einer reinen Weste dastand. Da die Verfolgergruppe eng beieinander lag, waren für den Schlussgang verschiedene Optionen möglich, wobei ein Gästesieg noch in Reichweite lag. Letztlich machten Christian Schuler und Domenic Schneider das Rennen um die Endausmarchung. Nicht in die «Kränze» kam der punktegleiche Benji von Ah. 

Schuler in Form

Dass Christian Schulers Formanstieg am «Innerschweizersichen» keine Eintagsfliege war, bestätigte der bald 32-jährige Handelskaufmann auf eindrückliche Art. Er zelebrierte Schwingen vom Allerfeinsten wie zu seinen allerbesten Zeiten. In festen Griffen und mit explosiven Zügen bearbeitete er seine Kontrahenten bis zu deren endgültigen Kapitulation. Zum Auftakt kurzte er Domenic Schneider zum Resultat und behielt nach etlichen Anläufen in einer intensiven Begegnung gegen Stefan Burkhalter mit einem klassischen Wyberhaken das bessere Ende für sich. Dieser Traumstart verlieh dem entfesselten zweifachen Familienvater sichtlich Flügel, was Marcel Räbsamen bitter erfahren musste. In einer hochstehenden Darbietung trennte er sich mit Joel Strebel resultatlos, wofür die beiden Protoganisten immer wieder mit Szenenapplaus eingedeckt wurden. Im alles entscheidenden Gang gegen Benji von Ah kam Schuler immer besser in Fahrt und behielt mit Kurz Oberhand. Dass er sich nach dem unentschiedenen Schlussgang enttäuscht zeigte, war verständlich. Doch nach einem kurzen Moment fing er sich wieder auf und zog eine glasklare Analyse. «Ich kann mir eigentlich nichts vorwerfen und habe alles gegeben. Natürlich ist es ärgerlich innerhalb von sieben Tag im Schlussgang wieder nicht reüssieren zu können.» Mit diesem Auftritt hat er sich um den Königstitel ins Gespräch gebracht. 

Dass Domenic Schneider zu einem Aushängeschild der Nordostschweizer geworden ist, kam einmal mehr zum Ausdruck. Der Thurgauer Hüne verfügt über eine gute körperliche Physis und erstaunliche Beweglichkeit. Nach seiner Startniederlage machte er mit zwei Höchstnoten Terrain gut und war wieder bei den Leuten. Wie er dann René Suppiger mit einem hohen Kurzzug nach wenigen Sekunden ausmanövrierte, war Extraklasse und stempelte ihn immer mehr zu einem möglichen Sieger. Dann lieferte er sein Meisterstück ab. Wie vor zwei Jahren am Unspunnenschwinget zeigte er viel taktisches Gespür und beförderte den verdutzten Sven Schurtenberger ins Sägemehl. 

Wie die beiden im Schlussgang vollführten, war packender Schwingsport, so ganz nach Geschmack des Publikums.

Publikumsliebling Benji von Ah, der im Schwingsport so manche Achterbahn von Hochs und Tiefs erlebte, hatte für einmal das Glück des Tüchtigen auf seiner Seite. Er war der Mann der ersten vier Gänge und verpasste wie schon am eigenen Verbandfest den Schlussgang erst im allerletzten Moment. Zuletzt konnte er den stark auftrumpfenden Aargauer Joel Strebel besiegen. Es gab wohl niemanden unter den Zuschauern, die dem sympathischen Obwaldner den Sieg nicht gönnten. Er kommentierte seinen Erfolg wie immer mit bescheidenen Worten: «Ich möchte den beiden Schlussgangteilnehmern für ihre tolle Leistung gratulieren und ihnen danken, dass sie mir zum Sieg verholfen haben. Mir ist es auf der Rigi auch schon gleich ergangen, als mir in der Endausmarchung kein Resultat gelingen wollte.»

Nick Alpiger bestätigte mit einer reifen Leistung seinen «Auswärtssieg» in Flüelen. Der Aargauer blieb ungeschlagen und klassierte sich mit einem starken Finish im zweiten Rang. Sven Schurtenberger erfüllte letztlich seine Erwartungen und wurde seiner Reputation gerecht. Marco Fankhauser scheint «die Königin der Berge» besonders zu liegen. Wie schon letztes Jahr konnte er sich erneut den «Kopfschmuck» aufsetzen lassen. 

Hess fehlte nicht viel

Dass ein Bergkranz zu den wertvollsten Trophäen des Schwingsports zählt, beweisen einige Zahlen. Von den 18 angetretenen «Eidgenossen» mussten gleich 13 den Heimweg ohne Eichenlaub antreten, darunter so klingende Namen wie Andreas Ulrich oder der einstige Schwingerkönig Arnold Forrer. Die Innerschweizer holten  mit zehn am meisten «Exemplare», gefolgt von den Nordost- (3) und den Nordwestschweizern (2). Neben Christian Schuler, der dem Anlass den Stempel aufdrückte, waren noch vier weitere Aktive des Schwingklubs Einsiedeln im Einsatz. Dem 27-jährigen Michael Hess fehlt lediglich ein halber Punkt für den «Kopfschmuck». Dank den beiden Siegen im Ausstich gegen Shane Dändliker und den Eidgenossen Erich Fankhauser, dem letztjährigen Brünig-Sieger, war er nahe am Kranzgewinn. Philipp Schuler erlebte Höhen und Tiefen. So bezwang er Joel Strebel und Urs Giger mit herrlichem Stich. Im Ausstich musste er gegen Nick Alpiger eine schnelle Niederlage hinnehmen und kam gegen Andreas Odermatt nicht über ein Unentschieden hinaus. Nicht wunschgemäss lief es dem Willerzeller Adrian Steinauer. Nachdem er den Ausstich noch knapp schaffte, musste er in den beiden letzten Gängen den Urnern Andy Murer und Marco Wyrsch Tribut zollen. 

Der «Eidgenosse» Alex Schuler fiel nach der Hälfte verletzungsbedingt aus.  

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