Rigi
Starker Christian Schuler
Schwingerkönig Joel Wicki verliert im Schlussgang gegen Pirmin Reichmuth
Prächtiges Schwing- und Älplerfest auf Rigi-Staffel vor 5'000 Zuschauern
Der Zuger Pirmin Reichmuth legte im Schlussgang nach 1:44 Minuten mit Stich Joel auf den Rücken und feierte damit seinen ersten Sieg am Rigi-Schwinget. Christian Schuler zeigte eine starke Leistung und wurde Vierter.
W.S. Die Zuschauer durften zurecht einen spannenden Leistungsvergleich von Schwingern aus drei Teilverbänden erwarten. Für die Innerschweizer durfte das Sprichwort, dass ein gelungener Start die halbe Miete wert sein kann, für einmal keine Gültigkeit haben. Nach einem nicht wunschgemässen Auftakt standen sie schon unter Zugzwang. Doch vermochten sie sich aufzufangen und brachten sich allmählich wieder in Position. Bei Halbzeit hatten nur noch Christian Schuler und Werner Schlegel eine reine Weste. Dahinter kam es zu einem Zusammenschluss von einem Dutzend Schwinger. Doch langsam begann sich der Spreu vom Weizen zu trennen. Werner Schlegel übernahm die alleinige Führung vor dem Innerschweizer-Trio Joel Wicki, Pirmin Reichmuth und Mike Müllestein. Diese Konstellation versprach eine spannende Ausmarchung um die Schlussgangteilnahme. Wer hätte nach dem Auftakt gedacht, dass die Innerschweizer um den Sieg mitreden konnten. Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Joel Wicki und Pirmin Reichmuth holten die Schlussgangteilnahme. Wicki beendete die Siegesserie des bis dahin entfesselten Toggenburgers Werner Schlegel mit Fussstich und Pirmin Reichmuth kurzte nach einigen Anläufen Matthias Herger zum platten Resultat.
Reichmuths späte Versöhnung
Mit 19 Jahren riss sich Pirmin Reichmuth auf der Rigi das Kreuzband und konnte im Gegensatz zu seinem Vater und Bruder Marco Reichmuth noch keinen Kranz auf der Rigi gewinnen. «Das wollte ich unbedingt nachholen, damit ich familienintern nicht weiter gehänselt werde. «Im Schlussgang bin ich gegen Joel Wicki von Beginn voll auf Tutti gegangen und habe mit dieser Taktik Erfolg gehabt. Damit gewann er nach einem vierjährigen Unterbruch erstmals wieder ein Bergfest. Damals reichte ihm auf dem Brünig im Schlussgang gegen Wicki noch ein Unentschieden für den Sieg. Doch bis es soweit war, musste er hart kämpfen. Zu Beginn wurde er von Werner Schlegel ausmanövriert und hielt dafür die Tiefstnote 8.50. So blieb ihm nichts anderes übrig als alles auf eine Karte zu setzen. Er tat dies auf eindrückliche Art und kam zu lauter Höchstnoten. Dabei bearbeitete er seine Kontrahenten mit den verschiedensten Standschwüngen bis zu deren endgültigen Kapitulation. Während die Siege gegen Adrian Thalmann und Roman Fellmann erwartet werden durften, musste er gegen Jonas Burch all seine Kräfte aufbieten, um zu reüssieren. Nachdem er sich bereits an den Teilverbandsfesten der Nordost- und Innerschweizer vorne anzutreffen war, war der Sieg auf die Rigi die logische Folge.
Wickis zweite Schlussgang-Niederlage
Nachdem sich Joel Wicki und Samuel Giger über weite Strecken gegenseitig neutralisierten, gingen sie ebenbürtig auseinander. Darauf liess Wicki nichts mehr anbrennen und kam zu einem Plattwurf gegen Christian Bucher. Nach kurzem Abtasten konnte er den Westschweizer Romain Collaud am Boden festhalten und den zähen Lars Geisser nach mehreren Anläufen mit der Höchstnote besiegen. Im Schlussgang wurde er von Pirmin Reichmuth von Beginn weg überrumpelt und beim ersten Angriff an den Rand einer Niederlage gebracht. Beim dritten Zusammengreifen war es dann um ihn geschehen. Ein von ihm angesetzter Übersprung konterte Reichmuth erfolgreich mit Stich. Damit blieb er nach dem «Oberaargauischen» im zweiten Schlussgang auf der Strecke.
Nach seinem verletzungsbedingten Ausfall gab Samuel Giger ein starkes Comeback und bodigte all seine fünf Gegner auf magistrale Art. Viel Freude bereitete auch Werner Schlegel nach seiner Verletzung mit seiner draufängerischen Schwingweise. Herausragend fielen seine Siege gegen Pirmin Reichmuth und Michael Gwerder aus. Er beherrscht wie sein Verbandskollege Damian Ott den «Münger-Murks» aus dem Effeff. Diesem nicht gerade «schönen» Technik musste Michael Gwerder kapitulieren.
Von den 13 Kränzen blieben acht im eigenen Verband. Die Nordostschweizer holten vier «Exemplare» und eines ging in die Westschweiz.
Schuler, der Bergspezialist
Bei Christian Schuler scheint es wie mit dem Wein zu sein: Je älter, desto besser. Nachdem er am letztjährigen «Eidgenössischen» den sechsten Kranz nur um einen Viertelpunkt verpasst hatte, dachten wohl viele an seinen Rücktritt. Doch der 35-jährige Geschäftsmann liess solche Gedanken gar nie aufkommen, obschon es für ihn im ersten Moment eine grosse Enttäuschung war. Statt die Zwilchhosen an den Nagel zu hängen, setzte er sich neue Ziele und liess sich nicht runterkriegen. Im Bewusstsein, dass es mit fortschreitendem Alter nicht leichter wird, begann er schon früh zu trainieren und setzte zur Freude seiner Anhänger seine ohnehin schon beeindruckende Laufbahn fort. Mit seinem gesunden Ehrgeiz und seiner grossen Leidenschaft bereitete er sich auf die Saison vor. «Es lief mir von Fest zu Fest besser.» Nach bereits fünf gewonnenen Kränzen spürte man auf der Rigi von Beginn weg, dass er wie einst im Mai auftrat. Seine Schwünge sassen perfekt und bereiteten seinen Kontrahenten grosses Kopfzerbrechen. Hinzu kamen seine Vielseitigkeit und sein taktisches Gespür. Wie er Damian Ott mit einer Kreuzgriff-Linkskurz-Kombination aus den Angeln hob, riss das Publikum von den Sitzen. «Dieser Sieg gegen den Co-Kilchberger Sieger freut mich riesig», erklärte er. Chancenlos blieb er gegen Samuel Giger, dessen kräftiger Schwingweise er nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen vermochte. Im Anschwingen behielt er gegen Mario Schneider und Andy Signer Oberhand, was ihm viel Selbstvertrauen für den weiteren Verlauf gab. In den beiden letzten Durchgängen bezwang er Urs Doppmann und Steven Moser, womit er sich den 36. «Kopfschmuck» an einem Bergklassiker aufs Haupt setzen lassen konnte. Damit steht er hinter Rekordhalter Martin Grab (41 Kränze) zusammen mit Christian Stucki an zweiter Stelle der ewigen Bestenliste. Mit dieser Leistung hat er bewiesen, dass er trotz seines Alters nach wie vor mitzuhalten vermag.
Alex Schuler blieb mit vier Unentschieden und zwei Siegen zwar ungeschlagen, der Kranz lag für ihn damit aber ausser Reichweite. Schade, dass ihm zum Beginn der von vielen geglaubte Sieg gegen Lars Geisser nicht gegeben wurde Weiter teilte er die Punkte mit Erich Fankhauser und Marco Heiniger.
Bei seiner ersten Teilnahme an einem Bergklassiker musste Fabian Birchler erfahren, dass diese Anlässe keine Gnade kennen, was noch viele namhafte Schwinger erfahren mussten. Mit drei Unentschieden und einer Niederlage verpasste er den Ausstich. Von den 17 angetretenen Eidgenossen mussten acht den Heimweg ohne Kranzgewinn antreten.
Werner Schönbächler