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ISAF

Sonntag, 03. Juli 2022

Keine Kranzgewinner

Der Entlebucher Joel Wicki bodigte im Schlussgang nach 3:33 Minuten Reto Nötzli mit einem klassischen Übersprung. Damit gewann er das Teilverbandsfest nach 2018 zum zweiten Mal. Die Schwyzer blieben mit drei Kränzen deutlich unter den Erwartungen.  

W.S. Gleich zum Auftakt begann es in der prallgefüllten, engen Arena zu brodeln. Dafür sorgte in einem turbulenten Gang der 21-jährige Entlebucher Draufgänger Marc Lustenberger. Nach turbulenten Momenten kurzte er Altmeister Andi Imhof mit einem magistralen Kurz auf den Rücken. Damit war das Fest so richtig nach dem Gusto der Zuschauer lanciert und stachelte die anderen Innerschweizer an. Christian Schuler strauchelte als Einziger der Mitfavoriten im dritten Aufeinandertreffen gegen Matthias Aechbacher. Dass ein gutes Anschwingen die halbe Miete wert sein kann, begann sich allmählich zu bewahrheiten. Das Duell der beiden Giganten Joel Wicki und Matthias Aeschbacher endete mit Vorteilen für den Berner Gast resultatlos. Der Berner brachte den Entlebucher mehrmals in arge Bedrängnis. Beide blieben aber mit der Spitze in Tuchfühlung.  Bei Halbzeit sah es für die Innerschweizer gut aus. Die Luzerner Urs Doppmann, Sven Schurtenberger und Werner Suppiger lagen gemeinsam in Führung. Einen Viertelpunkt dahinter folgte Marc Lustenberger und Reto Nötzli mit einem ebenfalls makellosen Notenblatt. Diese Ausgangslage versprach einen weiteren spannenden Verlauf.

Doch der Spreu begann sich immer mehr vom Weizen zu trennen. So konnte Reto Nötzli in einem vom der Taktik geprägten Duell Sven Schurtenberger aushebeln. Matthias Aeschbacher räumte Verteidigungskünstler Werner Suppiger mit Innerem Haken aus dem Wege. Urs Doppmann überraschte weiter und holte sich seinen vierten Sieg. Die Frage, wer den Schlussgang erreichen würde, war völlig offen und liess verschiedene Möglichkeiten zu. Als Erster machte der glänzend disponierte Reto Nötzli das Rennen. Als seinen Gegner selektionierte das Kampfgericht Joel Wicki und nicht den punktegleichen Matthias Aeschbacher. Es entschied sich damit für den Schlussgang zweier Einheimischer.

Joel Wicki musste für diesen Sieg hart arbeiten. Bereits im Anschwingen deutete er seine Siegesabsichten mit schnellen Erfolgen gegen Joel Strebel und Dario Gwerder an. Dass er die beiden für den Schlussgang benötigten Höchstnoten gegen Jonas Burch und Christian Bucher in trockene Tücher brachte, verdeutlicht sein grosses Können. Im Schlussgang drängten beide von Beginn weg auf eine Entscheidung. Während es Wicki mit Kurz versuchte, lauerte Nötzli auf einen Konterangriff. Weil alle Angriffe im Keime erstickten, wechselte Wicki die Taktik und kam mit einem blitzschnell angesetzten Übersprung zum Erfolg. «Nachdem ich 2018 noch Mitgewinner am «Inneschweizer» war, beudetet mir der alleinige Sieg sehr viel. Das ist ein Meilenseiten auf dem Weg zum «Eidgenössischen». Weiter sprach er von einem hart zustande gekommenen Arbeitssieg.

Der 32-jährige Reto Nötzli bestätigte seinen Aufwärtstrend an den letzten Festen auf überzeugende Art. Er schwang wie aus einem Guss und bearbeitete seine Kontrahenten mit Kurz, Lätz oder Wyberhaken, bis sie sturmreif waren. «Das gelungene Anschwingen hat mir für den weiteren Verlauf viel Selbstvertrauen gegeben.» Obschon er um die Schlussgangteilnahme von Urs Doppmann vor eine grosse Herausforderung gestellt wurde, kam er nach mehreren Anläufen mit einem hohen Kurz zum Ziel. Obschon die Gegner von Matthias Aeschbacher seinen Spezialschwung, den Inneren Haken bestens kennen, gewann er mehrheitlich mit diesem, so auch im Ausstich gegen Marc Lustenberger und Urs Doppmann. Den Co-Festsieg verpasste er mit fünf Siegen und einem Gestellten lediglich um einen Viertelspunkt. Bei Werner Suppiger kamen seine ringerischen Fähigkeiten einmal mehr zur Geltung. In den beiden letzten Durchgängen bezwang der Flankenspezialist  Stefan Arnold und Marco Ulrich in seiner unverkennbaren Art. Besonders der Hochschwung gegen Ulrich war eine Augenweide. Wie an den Kantonalfesten holte Luzern mit 17 vor Ob- und Nidwalden (6), Uri (4), Zug (3), Schwyz (3) und den Gästen (3) den Löwenanteil der 36 abgegebenen Kränzen.

Enttäuschende Schwyzer

Die Schwyzer blieben deutlich unter den Erwartungen. Nur gerade Reto Nötzli, Dario Gwerder und Marco Ulrich reichte es zum Kranzgewinn. Gleich vier verpassten um einen Viertelspunkt den Kopfschmuck: Roland Kälin, Mike Müllestein, Joel Kessler und Benjamin Züger. Doch selbst diese Tatsache darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Schwyzer am Innerschweizer Schwingfest die grösste Niederlage seit Jahrzehnten einstecken mussten. Sie wurden von den Luzernern geradezu deklassiert. Nach dem Motto «auf eine misslungene Hauptprobe folgt meist eine erfolgreiche Permiere», dürfen die Schwyzer Schwinger den beiden nächsten Bergklassikern auf der Rigi und dem Brünig aber trotzdem mit berechtigter Zuversicht entgegenblicken. Eine Prise mehr Aggressivität und Draufgängertum könnte sich bereits positiv auswirken.

Verletzungspech für Einsiedler

Nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Alex Schuler schlug die Verletzungshexe in Ennetbürgen unbarmherzig zu. Bereits nach dem ersten Gang gab es zwei prominente Ausfälle vom Schwingklub Einsiedeln. Bei Christian Schuler, einem der Mitfavoriten auf den Tagessieg, machte sich die anfangs Saison am Zuger Kantonalen zugezogene Beinverletzung stark bemerkbar und verhinderte ein Weitermachen. Und was sich zweitelt, das drittelt sich bekanntlich. Adrian Steinauer musste wegen einer Knieverletzung Forfait geben.

Dass dennoch drei um den Kranz kämpften, darf als erfreuliches Indiz gewertet werden. Roland Kälin hatte wie immer Schwerstarbeit zu verrichten. Im Ausstich bodigte er den aufstebenden Luzerner Fabian Scherrer und durfte sich berechtigte Kranzchancen ausrechnen. In einem spannenden Duell trennte er sich zuletzt mit dem Eidgenossen Stefan Stöckli resultatlos und verpasste damit die «Schlaufe» um  lediglich ein «Vierteli». Der 19-jährige Florian Grab war auf dem besten Weg, seinen ersten Kranz zu holen. Doch dieses Vorhaben vereitelte ihm zuletzt der erfahrene Verbandskranzer Niklaus Scherer. Genau gleich erging es dem Trachslauer Fabian Birchler. In einer auf Biegen und Brechen geführten Begegnung verlor er zuletzt gegen den Zuger Thomas Bucher. Der Alpthaler Markus Effinger hatte gegen Roman Zurfluh durchaus Siegeschancen, musste aber kurz vor Zeitablauf kapitulieren. Für den Kranzgewinn hätte er allerdings die Höchstnote gebraucht. Weiter erreichten der junge Kevin Steinauer, Daniel Inderbitzin, Daniel Schuler und Jakob Gerber den Ausstich.

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