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ESAF

Sonntag, 25. August 2019

Alex und Christian Schuler mit Kranz

Trotz zweier Gestellten am Sonntag holte Christian Stucki den Königstitel. Im Schlussgang bodigte er nach wenigen Sekunden Joel Wicki. Der Unterlegene musste sich mit dem Titel des «Erstgekrönten» begnügen.

W.S. Wer wird wohl Schwingerköng? Diese Frage interessierte nicht nur Schwingerfans seit einigen Wochen. Dabei setzte es bereits im Anschwingen einige saftige Überraschungen ab, welche die Hierarchie durcheinanderrüttelte. So mussten Samuel Giger und Pirmin Reichmuth, die an den letzten Festen gross auftrumpften, ihre Hoffnungen auf den Königstitel schon früh begraben. Als Einzige der 276 angetretenen Schwinger wiesen Joel Wicki, Christian Stucki, Armon Orlik und Marcel Bieri eine weisse Weste auf. Joel Wicki imponierte mit seiner Explosivität und benötigte für seine vier Siege gerade mal 90 Sekunden. Damit konnte er sich für den weiteren Verlauf viel Kraft sparen. Stucki und Orlik mussten etwas länger kämpfen, beeindruckten aber mit ihrer kompromisslosen Schwingweise. Glück hatte allerdings Armon Orlik, der gegen Florian Gnägi haarscharf an einer Niederlage vorbeischrammte. Der Zuger Nichteidgenosse Marcel Bieri wurde mit drei Siegen gegen Eidgenossen zum Favoritenschreck. Wie er den favorisierten Berner Bernhard Kämpf aushebelte, war Extra-Klasse. Damit war er bereits auf Kranzkurs.  Gross in Fahrt kam auch der 19-jährige Berner Fabian Staudenmann. Er überraschte im vierten Durchgang den bis dahin noch ungeschlagenen Sven Schurtenberger.

Dem Aargauer Nick Alpiger machte die vor Wochen auf dem Weissenstein zugezogene Sehenverletzung zu schaffen. Nachdem er zum Auftakt noch Pirmin Reichmuth ausschaltete, machten sich bei ihm ab dem zweiten Gang Probleme im Hüftbereich bemerkbar. Er musste denn auch den Wettkampf aufgeben.

Dass «Eidgenössische» auch vor grossen Namen keine Gnade kennen, musste Schwingerkönig Arnold Forrer bitter erfahren. Ohne einen Sieg vorweisen zu können, musste er bereits nach vier Gängen die Segel streichen. Für den einstigen Vorzeigeschwinger war das bitter und enttäuschend.

Zu Beginn des zweiten Wettkampftages ging es gleich zur Sache. Die Spreu begann sich immer mehr vom Weizen zu trennen. Vom führenden Quartett setzten Armon Orlik und Marcel Bieri ihren Siegeszug fort. Obschon sich Joel Wicki und Christian Stucki im Duell «David gegen Goliath» resultatlos trennten, blieben sie im Rennen. Die beiden trafen denn auch im Schluss-  gang aufeinander, da Armon Orlik mit Sven Schurtenberger nicht über ein Unentschieden hinauskam.

Würdiger König

Mit diesem Triumph schloss Christian Stucki die letzte Lücke in seinem reichhaltigen Palmarès. Als erster Schwinger nach Jörg Abderhalden schaffte er den Grand Slam mit den Siegen am Unspunnen (2017), am Kilchberger (2008) und nun am Eidgenössischen. Nachdem er bisher der «König der Herzen» war, hat er nun endültig den Olymp des Schwingsports erreicht. Nach einer Verletzung am linken Knie in diesem Frühjahr fiel er mehrere Wochen aus. Nach einem gelungenen Comeback am Berner Kantonalen war er just am Eidgenössischen in einer beneidenswerten Form, was er zum Auftakt mit der Höchstnote gegen Pirmin Reichmuth auf eindrückliche Art unter Beweis stellte und sich in einen gewaltigen Lauf steigerte. Dass er Nerven wie Drahtseile hat und sich trotz zweier Unentschieden nicht beunruhigen liess, spricht Bände. «Es freut mich besonders, dass es am siebten Eidgenössischen und dem zweiten Schlussgang geklappt hat.»  Der Seeländer  beabsichtigt, drei weitere Jahre bis zum nächsten Eidgenössischen in Pratteln weiterzumachen. 

Joel Wicki avancierte mit seiner attraktiven Schwingweise bald einmal zum Publikumsliebling. Wie der Entlebucher seine Kontrahenten aus den Angeln hob, war Schwingen vom Allerfeinsten. Seine gegenüber den Konkurrenten geringeren Körpermasse machte das Kraftpaket mit seiner dynamischen Schwingweise wett. Mit seinen schnellen Siegen zu Beginn sparte er sich viel Kraft für die zweite Hälfte. Exemplarisch war seine Blitzsiege gegen Matthias Aeschbacher und Domenic Schneider. Wer geglaubt hatte, dass Wicki nach dem kräfteraubenden Gestellten gegen Stucki die Kraft ausgehen würde, sah sich getäuscht. Sein Blitzsieg gegen Michael Bless machten die Zug-Arena zu einem Tollhaus. Viel taktisches Gespür bewies er in einem spannenden Duell gegen Curdin Orlik. Mit einer weiteren Höchstnote mittels Kurz stand seine Schlussgangteilnahme fest. Joel Wicki zeigte sich als fairer Verlierer: «Christian Stucki hat im entscheidenden Moment das Richtige gemacht, er war einfach der Bessere.»

Wicki hatte vor dem entscheidenden Duell einen Vorsprung von 1.25 Punkten, ein Gestellter hätte ihm zum Königstitel gereicht. Doch nach wenigen Sekunden wurde er von Wicki mit einem Prachtskurz auf den Rücken gelegt. Für Wicki dürfte der Titel des «Erstgekrönten» ein schwacher Trost gewesen sein.

Von den 44 abgegeben Kränzen holten die Berner mit 16 den Löwenanteil, gefolgt von den Innerschweizern (13), den Nordostschweizern (10), sowie den Südwest- und Nordwestschweizern mit je drei «Exemplaren». Besonders erfreulich ist, dass die Westschweizer endlich wieder eidgenössische Kranzschwinger in ihren Reihen haben.

Schwyzer holten vier Kränze

Die Schwyzer erfüllten mit vier Kranzgewinnen ihre Erwartungen. Nach dem ersten Tag sah es gar nicht danach aus.  

W.S. Dass die Schwyzer nach mehreren Rücktritten von Spitzenschwingern nicht mehr die Stärke früher Jahren aufweisen, kam bereits am ersten Wettkampftag zum Ausdruck. Von den 20 Gestarteten hatten Philipp Schuler, Ueli Hegner und Michael Hess ihre Mission nach vier Durchgängen beendet. Überhaupt lief es den Schwyzern keineswegs nach Wunsch. So ging der Pfäffikoner Eidgenosse Reto Nötzli haarschart am Ausscheiden vorbei. Ebenfalls unter den Erwartungen blieben bis zu diesem Zeitpunkt die Eidgenossen Andreas Ulrich und Mike Müllestein, die keine entscheidenden Nadelstiche setzen konnten.  Sie durften sich für den Kranzgewinn keinen Ausrutscher mehr leisten. Als Bester lag Alex Schuler, der hart fightete, im sechsten Rang vor seinem Cousin Christian Schuler (8.), Adrian Steinauer (9.) und Michael Gwerder (9.). Der Weg für Kranzgewinne war für die Schwyzer noch lang und mit vielen Steinen gepflastert. Sie wurden mit vielen «Cracks» auf Herz und Nieren geprüft.

Die Berg- und Talfahrt ging weiter und glich einer Achterbahn. So büsste Christian Schuler mit einer überraschenden Niederlage gegen den Berner Konrad Steffen Terrain ein. Viel Freude bereiteten die Siege von Alex Schuler und Michael Gwerder. Mit Siegen fanden Mike Müllestein und Andreas Ulrich wieder den Anschluss. Auch nach dem sechsten Durchgang blieb Alex Schuler bestklassierter Schwyzer. Weiter besassen Mike Müllestein, Christian Schuler, Andreas Ulrich und Michael Gwerder noch intakte Kranzchancen.

Auf der Stecke blieb Reto Nötzli, der einen rabenschwarzes «Eidgenössische» erlebte und einfach nicht auf Touren kam. Ein Dutzend Schwyzer blieben bis zum Schluss dabei.

Letztlich schafften vier die Hürde des Kranzes auf höchster Ebene. Als Jüngster holte sich der 18-jährige Michael Gwerder den «Kopfschmuck» und zählt damit zum Kreis der Eidgenossen. Dank seiner guten Vorarbeit konnte er den Kranzausstich ruhig angehen. Nachdem er Fritz Ramseier mit der Maximalnote bezwang, reichte ihm zum Abschluss ein Unentschieden gegen Jonas Lengacher für die Krönung. Mike Müllestein beendete seinen Wettkampf ohne Niederlage und holte sich damit seinen zweiten eidgenössischen Kranz. Dabei wurde er im Ausstich hart eingeteilt. Verteidigungskünstler Willy Graber konnte er wenige Sekunden vor Zeitablauf zu den Verlierern reihen und zuletzt teilte er die Punkte mit Schwingerkönig Matthias Glarner, der damit gar den Kranz verpasste.

Grosser Erfolg für den Schwingklub Einsiedeln

Zwei eidgenösssiche Kränze gehen nach Rothenthurm

 

Von den sechs angetretenen Aktiven des Schwingklubs Einsiedeln holten sich die beiden Cousins Christian und Alex Schuler die höchste «Trophäe» im Schwingsport.

W.S. Die sechs Aktiven des Schwingklubs Einsiedeln, welche die Selektion für das Eidgenössische überstanden, hielten sich über Erwarten gut. Der 31-jährige Christian Schuler erkämpfte sich seinen fünften eidgenössischen Kranz und zählt damit zu den erfolgreichsten Schwingern. Er bekam es mit Gegnern zu tun, die ihm nicht besonders in den Kram passten. Nach seiner keineswegs zwingenden Start-Niederlage gegen Kilian Wenger meldete er sich mit zwei Höchstnoten wieder zurück. Obschon er Curdin Orlik unablässig mit allen möglichen technischen Mitteln bearbeitete, konnte er dessen Verteidigung nicht durchbrechen. Dann schlug bei ihm der Hammermann zu. Der unbequeme Konrad Steffen windete sich aus allen brenzligen Lagen immer wieder heraus und überraschte ihn mit einem Inneren Haken. In festen Griffen legte er Philipp Aellen platt auf den Rücken und war damit wieder auf Kurs. Obschon er Dominik Roth mehrmals an den Rand einer Niederlage brachte, konnte er dessen Verteidigung nicht «knacken». Damit benötigte er für den Kranzgewinn einen Sieg. In dieser alles entscheidenden Begegnung fackelte er nicht lange und überrannte Beat Wickli mit dem ersten Angriff im wahrsten Sinne des Wortes zum platten Resultat. Im neunten Rang blieb er bestklassierter Schwyzer.

Alex Schuler überraschte

Für den 27-jährigen Alex Schuler sah es lange Zeit bei den Vorbereitungen gar nicht gut aus. Er zog sich zweieinhalb Wochen vor dem Eidgenössischen eine Schnittwunde bei der Arbeit zu und bangte um seinen Einsatz in Zug. Umso überraschender kam für viele sein Kranzgewinn. Doch das Leichtgewicht lieferte nicht zuletzt dank seiner guten Verteidigung und Kondition einen starken Wettkampf. Nach seiner Startniederlage gegen den erprobten Berner Eidgenossen Thomas Sempach manövrierte er sich mit vier Siegen in eine ausgezeichnete Position. Mit den beiden Gestellten gegen die starken Berner Willy Graber und den 130 Kilogramm schweren Florian Gnägi musste gegen Florian Weyermann ein Sieg her. Der Berner ergriff sofort die Initiative und brachte Schuler in heikle Lagen, aus denen er sich nur mit viel Geschick befreien konnte. Mit zunehmender Gangdauer liessen die Kräfte des «Mutzen» zusehends nach, was Alex Schuler zu seinen Gunsten auszunutzen vermochte. Damit konnte er sich seinen zweiten «Eidgenössischen» aufs Haupt setzen lassen.

Ebenfalls bis zum Schluss dabei waren Adrian Steinauer und Roland Kälin. Der Willerzeller Adrian Steinauer wurde wie schon auf dem Brünig unverhältnismässig hart eingeteilt. Als Höhepunkt des ersten Tages besiegte er den Zürcher Samir Leuppi. Chancenlos blieb er gegen Curdin Orlik. Zum Abschluss gab es für ihnen einen versöhnlichen Sieg gegen Vincent Roch.

Roland Kälin verpasste den Kranzausstich nur knapp. Dabei startete er mit zwei Niederlagen alles andere als verheissungsvoll. Doch mit zwei Siegen blieb er bis zum sechsten Gang dabei.

Philipp Schuler, der mit 37 Jahren der älteste Innerschweizer Schwinger war, hatte hartes Brot zu essen. Trotz eines Sieges schied er nach der Niederlage gegen Samir Leuppi nach dem vierten Gang aus. Bei Michael Hess machten sich Kniebeschwerden bemerkbar, was ihn sichtlich hinderte.

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