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Brünig

Sonntag, 31. Juli 2022

Christian Schuler mit Kranz

Der 20-jährige Adrian Walther bodigte im Schlussgang nach 4:16 Minuten den um ein Jahr jüngeren St. Galler  Werner Schlegel mit Kurz. Die Innerschweizer holten am meisten Kränze. 

W.S. Nachdem die Berner bereits die letztjährige Austragung dominierten, gelang ihnen wieder ein Traumstart. So bezwang Matthias Aeschbacher den favorisierten Samuel Giger. Adrian Walther beförderte mit einem Prachtskurz Pirmin Reichmuth ins Sägemehl und Bernhard Kämpf, bereits zweifacher Brünig-Sieger, kam zu einem Blitzsieg gegen Domenic Schneider.  Dabei zeigte sich im weiteren Verlauf, dass ein gutes Anschwingen schon die halbe Miete wert ist. Doch im zweiten Durchgang fanden die Topfavoriten wieder ihre Spur und konnten so den Berner-Monolog etwas bremsen. Bei Halbzeit (nach drei Gängen) führte Christian Schuler mit dem Punktemaximum von 30 Zählern die Zwischenrangliste an. Ebenfalls ein makelloses Notenblatt wiesen Matthias Aeschbacher, Mario Schneider, Adrian Walther und Bernhard Kämpf auf. An der Spitze wiesen die «Mutzen» eine deutliche Mehrheit auf. Der Emmentaler Aeschbacher setzte seinen Siegeszug unbeirrt fort. Doch dann begann die Jugend zu triumphieren. Der 19-jährige «wilde» Draufgänger Werner Schlegel sorgte für eine grosse Überraschung. Mit einem Lätz bezwang er Matthias Aeschbacher und stand damit im Schlussgang. Als sein Widersacher kristallisierte sich Adrian Wather heraus.  Er setzte sich gegen den Thurgauer Domenic Schneider mit einem satten Kurz durch. 

Adrian Walther, der neue Stern am Berner Schwinger-Himmel? Aufgrund der sonntäglichen Bravour-Leistung auf dem Brünig, die nach seinem Erfolg am Bernisch Kantonalen in einem weiteren grossen Festsieg gipfelte, wahrscheinlich. Er besitzt alle Voraussetzungen, bald einmal in die Fussstapfen der bisherigen Berner Schwingerkönige zu treten. Ja, seine technisch perfekte Schwingweise ähnelt in verblüffender Art und Weise jener von Kilian Wenger. Und nicht wenige Schwinger, welche die Königskrone eroberten, gewannen davor den Brünig-Schwinget. Wenn das kein gutes Omen für den Berner Mittelländer ist. Der 200 cm grosse und 105 Kilogramm schwere Nachwuchs-«Crack» zählt nach diesem Sieg Ende August in Pratteln zu den Topfavoriten. In den verschiedensten Varianten bezwang der Hochbauzeichner seine Konkurrenten souverän. Einzig gegen Armon Orlik stellte er im vierten Durchgang nach einer hochstehenden Darbietung. 

Obschon der Toggenburger Werner Schlegel schon drei Kranzfestsiege gewonnen hat, hatten ihn wohl die wenigsten auf ihrem Radar. Nach dem unentschiedenen Auftakt gegen Kilian Wenger, der später wegen Rückenproblemen Forfait geben musste, holte er sich mit seiner unbekümmerten Schwingweise vier Siege und stand in seiner noch jungen Karriere an der Schwelle zum grössten Erfolg. 

Im Schlussgang gab es kein langes Abtasten und die Beiden schwangen voll auf Angriff. Schlegel brachte im Bodenkampf seinen Gegner im «Münger-Murks» in eine bedrohliche Lage brachte, aus der sich Walther aber befreien konnte. Beim erneuten Zusammengreifen setzte Walther zum gewinnbringenden Kurz an und holte sich damit seinen zweiten Kranzfestsieg. «Nachdem es mir auf dem Weissenstein nicht wunschgemäss lief, kam dieser Sieg gerade zum richtigen Zeitpunkt.» 

Den Ehrenplatz belegte Top-Favorit Samuel Giger, der sich durch seine Startniederlage nicht entmutigen liess und die eingehandelten Verlustpunkte mit fünf Siegen wettmachte. Zu sagen ist, dass das Anschwingen für ihn etwas harzig verlief. So konnte er den zähen Entlebucher Marco Fankhauser erst nach mehreren Anläufen zu den Verlierern reihen. Doch danach kam er so richtig in die Gänge und liess nichts mehr anbrennen. Bernhard Kämpf vermochte auf dem Brünig ein weiteres Mal zu brillieren. Vor allem seine Zehnerwüfe im Ausstich gegen Christian Schuler und Mario Schneider waren Extraklasse. Matthias Aeschbacher, der zu Beginn die Akzente setzte und einem Sieg entgegenzusteuern schien, fiel mit der Niederlage gegen Werner Schlegel und dem Unentschieden gegen Armon Orlik noch auf den fünften Rang zurück. Dass der Brünigschwinget ein Härtetest sondergleichen ist und keine Gnaden kennt, musste auch Pirmin Reichmuth erfahren. Neben der Niederlage gegen den späteren Tagessieger musste er mit Curdin Orlik die Punkte teilen. Obschon er gegen Severin Schwander zuletzt den Sieg holte, zog er sich dabei eine Schulterverletzung zu. 

Auf Innerschweizer Seite bereiteten die Luzerner Youngster Reto Kaufmann, Ronny Schöpfer und Marc Lustenberger bei ihrem ersten Gewinn eines Bergkranzes viel Freude. Mit einem starken Endspurt versöhnten sich die Innerschweizer bei ihren Anhängern für ihre nicht restlos gelungenen Bergklassiker auf dem Stoos und der Rigi. 

Auch wenn die Innerschweizer die Hauptrolle den Bernern überlassen mussten, darf die Hauptprobe für das Eidgenössische in einem Monat mannschaftmässig als gelungen bezeichnet werden. Sie erlebten kein Waterloo wie im Vorjahr. Von den 21 abgegebenen Kränzen ergatterten sie mit acht «Exemplaren», vor den Nordostschweizern (7) und den Bernern (6) den Löwenanteil. Bei den Innerschweizern bestätigten die Luzerner mit 5 «Schlaufen» vor den Zugern, Schwyzern sowie Ob- und Nidwaldnern (je 1) ihre diesjährige Vormachtstellung ein weiteres Mal. 

Schuler rettete Ehre der Schwyzer  

Nach seiner mehrwöchigen Verletzung zeigte Christian Schuler bei seinem erst vierten Wettkampf in dieser Saison eine beeindruckendes Comeback. Er wirbelte schon fast wie zu alten Zeiten. Besonders in den ersten drei Gängen bewies er viel taktisches Geschick und liess all seine Gegner abblitzen. Dabei wies er trotz Trainingsrückstand im Schwingen keine Defizite auf und manövrierte sich mit den Höchstnoten gegen Thomas Sempach, Stephan von Büren und Matthieu Burger in eine gute Ausgangslage. Diese vermochte er dann aber nicht zu nutzen. Die Niederlage gegen Matthias Aeschbacher konnte er nicht abwenden. Und wie bei den letzten zwei Zusammentreffen passte ihm Bernhard Kämpf gar nicht in die Hände. Nach einige Anläufen wurde er vom Berner Oberländer ausgekontert. Zum Abschluss kurzte er Etienne Burger zum Resultat. Damit gewann er seinen 10. Brünig-Kranz, was eine aussergewöhnliche Leistung ist. Damit steht er in der ewigen Bestenliste der 117-jährigen Brünig-Geschichte an fünfter Stelle. Angeführt wird sie von Martin Grab (14) vor Eugen Hasler (13). «Die Niederlage gegen Matthias Aeschbacher hat mich richtiggehend geärgert und für einen Moment etwas aus dem Konzept gebracht. Doch insgesamt bin ich mit meiner Leistung zufrieden», sagte der Rothenthurmer. Wichtig für ihn war, dass er seine Leistung abrufen und mit der Spitze mitzuhalten vermochte. Dabei bewies er in mancher Situation viel taktische Cleverness und seine grosse Erfahrung kam zum Tragen.  Er holte mit seiner starken Leistung für die Schwyzer, die letztes Jahr leer ausgingen, die Kastanien aus dem Feuer. Für seinen Einsatz am nächsten Sonntag als Gast am «Nordwestschweizerischen» in Brugg scheint er in Form zu sein.  Der Kranzgewinn blieb Mike Müllestein nach der Punkteteilung gegen Patrick Gobeli im letzten Gang verwehrt. Der Pfäffikoner Reto Nötzli muss weiter auf die erste «Brünig-Schlaufe» warten. Einen Strich durch die Rechnung machte ihm dabei in der alles entscheidenden Begegnung Verteidigungskünstler Gustav Steffen. 

Daniel Inderbitzin und Roland Kälin waren bis zum Schluss dabei, was für sie als Achtungerfolg in Anbetrachs des starken Teilnehmerfeldes bezeichnet werden darf. 

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