Brünig
9. Brünigkranz für Christian Schuler
Im zwölfminütigen Schlussgang genügte Pirmin Reichmuth für den Tagessieg ein Unentschieden gegen Joel Wicki. Damit stempelt er sich endgültig zum Königsanwärter fürs Eidgenössische. Christian Schuler holte sich seinen neunten Brünig-Kranz.
W.S. Das Prestigeduell zwischen den Bernern und Innerschweizern wurde diesmal zu einer einseitigen Angelegenheit. Bis zur Halbzeit erlebten die Berner ein eigentliches Waterloo und lagen deutlich zurück. Für sie war nur noch Schadensbegrenzung angesagt. Ganz anders lief es den Innerschweizern. Sie lagen geschlossen an der Spitze und konnten sich eigentlich nur noch selber schlagen. Obschon sie wegen ihrer Überlegenheit schon früh aufeinander trafen, konnten sie ihre Führung behaupten. Von den Mutzen ging keine direkte Gefahr mehr um den Tagessieg aus. Matthias Aeschbacher hatte bis zu diesem Zeitpunkt auf den mit dem Höchsttotal an der Spitze liegenden Pirmin Reichmuth einen deutlichen Rückstand eingehandelt.
Mit Pirmin Reichmuth und Joel Wicki kam es denn auch zum erwarteten Innerschweizer-Schlussgang.
Dass er nach seiner kurzen verletzungsbedingten Pause bestens erholt hat, demonstrierte Pirmin Reichmuth auf magistrale Art und Weise. Wie er seine Kontrahenten mit seinen wuchtigen Standschwüngen unablässlig bearbeitete, war schlichtweg phänomenal. Zum Auftakt fegte er Kilian Wenger mit einem Prachtskurz aus dem Weg und fällte auch Dominik Roth mit einem Gammen. Ebenfalls nicht lange fackelte er mit dem unbequemen Kilian von Weissenfluh und René Suppiger. Mit schnellen Siegen sparte er für die nächsten Duelle viel Kraft. In einem packenden Duell konnte er sich mit einem excellenten Kurz-Übersprung bei Benji von Ah für die am «Innerschweizerischen» erlittene Niederlage revanchieren.
Joel Wicki lieferte eine weitere Machtdemonstration seines Könnens. Was das Kraftpacket ablieferte, war schlichtweg Extraklasse. Im Anschwingen liess er Bernhard Kämpf und Michael Wiget mit Kurz in den mit Wolken verhangenen Himmel blicken. Zu einem Blitzsieg kam er gegen den amtierenden Schwingerkönig Matthias Glarner. Dem entfesselten Entlebucher vermochten auch Lutz Scheuber nicht Gleichwertiges entgegenzuhalten. Er kurzte ihn in Seitenlage und liess am Boden nicht mehr locker. Um die Schlussgangteilnahme ging es mit Christian Schuler gleich zur Sache. Nachdem es Schuler mit Wyberhaken versuchte, suchte Wicki mit Kurz die Entscheidung und hatte damit Erfolg.
«Da ich wusste, dass mir für den Sieg ein Unentschieden genügt, habe ich auf Abwarten geschwungen, was mir eigentlich nicht besonders behagt und gegen Wicki eine gefährliche Sache ist», sagte Pirmin Reichmuth. «Da ich nie auf dem Brünig geschwungen habe, war für mich alles neu. Die Ambiance hat mir sogleich Eindruck gemacht und mich beflügelt.» Als wegweisend bezeichnete er den Sieg gegen Kilian Wenger zu Beginn. Nach einem dreitägigen Trainingslager im Wallis und dem Doppeleinsatz vom nächsten Wochenende werde er anschliessend etwas zurückstecken und dann in drei Wochen am «Eidgenössischen» in Zug voll angreifen. «Besonders freut es mich, dass im Team der Innerschweizer ein guter Spirit herrscht.»
Für die Berner holte Matthias Aeschbacher die Kastanien aus dem Feuer. Nach der Startniederlage blieb er fünfmal siegreich und wurde damit Dritter.
Christian Schuler mit Kranz
Der 31-jährige Christian Schuler bestätigte seinen Aufwärtstrend ein weiteres Mal. Er war erneut ein Eckpfeiler im Gerippe der Innerschweizer Mannschaft. Gegen den sich total auf die Defensive beschränkenden Schwingerkönig Matthias Glarner warf er alles in die Waagschale, doch konnte er die Verteidigung seinen Gegners nicht knacken. Nach unzähligen Anläufen legte er Remo Zürcher mit Wyberhaken platt auf den Rücken und hatte den grossgewachsenen Entlebucher Jonas Brun sicher im Griff. Wie er den aufstrebenden Berner Michael Wiget mit Wyberhaken nach wenigen Sekunden bodigte, zeugt von seiner grossen schwingerischen Klasse. Mit der Niederlage gegen Joel Wicki verpasste er den möglichen Schlussgang-Zutritt. Zuletzt liess er nichts mehr anbrennen und konnte sich gegen Dominik Gasser die Höchstnote schreiben lassen. Mit dem Gewinn des neunten «Kopfschmuckes» auf dem Brünig ist er in der ewigen Bestenliste weit vorne anzutreffen.
Nachdem er letztes Jahr der einzige Schwyzer Krangewinner war, leisteten ihm diesmal Mike Müllestein und Michael Gwerder erfolgreich Gesellschaft.
Alle im Ausstich
Neben Christian Schuler waren noch vier weitere Wettkämpfer des Schwingklubs Einsiedeln am Bergklassiker dabei. Wie schon auf der Rigi zeigte Michael Hess eine vielversprechende Leistung und bekam es nicht mit leichten Gegnern zu tun. So unterlag er etwa gegen den höher eingestuften Benji von Ah und den starken Emmentaler Kranzer Christian Gerber. Zum Abschluss machte er mit dem Zehnerwurf gegen Lorenz Waber viel Terrain gut. Dass Roland Kälin ein grosses Kämpferherz hat, bewies er einmal mehr. Trotz des nicht gelungenen Auftaktes mit den Gestellten gegen Martin Rolli und Floren Rapin liess er den Kopf nicht hängen und erreichte noch den Ausstich. Mit dem Sieg zuletzt gegen Roman Blaser gab es für ihnen einen versöhnlichen Abschluss.
Der 27-jährige Adrian Steinauer erlebte eine Achterbahnfahrt von Hochs und Tief. So besiegte er den Eidgenossen Patrick Schenk und die 2.04 m grosse Berner Hoffnung Severin Schwander. Im Ausstich warfen ihn die beiden Niederlagen gegen Kilian Wenger und Matthias Herger weit zurück. Doch wurde der Willerzeller vom Einteilungskampfgericht überhaupt nicht geschont.
Philipp Schuler, der mit seinen 37 Jahren zu den ältesten Schwingern zählte, erwischte mit zwei Niederlagen einen rabenschwarzen Start. Mit zwei Siegen meldete er sich wieder zurück. Doch in den beiden letzten Durchgängen waren für ihn die beiden Berner Eidgenossen Bernhard Kämpf und Patrick Schenk eine Nummer zu gross.