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Brünig

Sonntag, 31. Juli 2016

2 Kränze

In einem ereignisarmen Schlussgang genügte dem Emmentaler Thomas Sempach gegen den letztjährigen Gewinner Bernhard Kämpf ein Unentschieden für den Sieg. Die Innerschweizer drehten im Ausstich mächtig auf und setzten damit ein Ausrufezeichen.

W.S Dass der Brünigschwinget seine eigenen Gesetzt hat, ist schon längst kein Geheimnis mehr und bewahrheitete sich schon zum Auftakt. Die Zuschauer bekamen hochstehende Darbietungen und einige gepfefferte Überraschungen zu sehen. Die ersatzgeschwächt angetretenen Berner standen vor eine harte Bewährungsprobe, die sie letztlich für sich entschieden haben. Dabei mischten die Innerschweizer tüchtig mit und liessen die «Mutzen» nicht so ohne weiteres gewähren. Die Berner starteten verhalten in das Schwingfest. Doch sie steigerten sich von Gang zu Gang. Bei Halbzeit (nach drei Gängen) lag Thomas Sempach vor Matthias Aeschbacher in Front. Das Prestigeduell zwischen den beiden Verbänden hatte so richtig Fahrt angenommen und stand vor einem ungewissen Ausgang. Da in der weiteren Folge einige Innerschweizer «Cracks» strauchelten, begann sich das Blatt an der Spitze zu Gunsten der Widersacher zu wenden, was die Zwischenrangliste verdeutlicht. In den ersten zehn waren mit Adrian Steinauer, Mike Müllestein und Roland Kälin nur noch drei Schwyzer vertreten, was zu diesem Zeitpunkt Bände für die Überlegenheit der Berner spricht. Als einziger wies Thomas Sempach wies eine reine Weste auf und konnte diese mit dem Sieg gegen Adrian Steinauer beibehalten. Als sein Schlussgang-Widersacher schälte sich Bernhard Kämpf mit einem Zehnerwurf gegen Marcel Mathis heraus.

Sempach war makellos

Der 31-jährige Thomas Sempach – ein Cousin von Schwingerkönig Matthias Sempach – kann mittlerweile mit 80 Kränzen und acht Kranzfestsiegen einen beachtlichen Leistungausweis vorweisen. Dass er sich nicht nur in der Bodenarbeit bestens auskennt, zeigte er auf eindrückliche Art. Er bezwang im Anschwingen Peter Imfeld und Bruno Nötzli. Dann legte er mit der Höchstnote gegen Lutz Scheuber und Adrian Steinauer nach. Beide vermochten  ihm in keinem Moment gefährlich zu werden. Dank dieser fünf Siege konnte er sich im Schlussgang einen Gestellten leisten. Am Berner Oberländischen unterlag er noch Bernhard Kämpf in der Endausmarchung. Doch diesmal gab er sich keine Blösse und brachte die 14 Minuten sicher hinter sich. Mit einem Vorsprung von einem Zähler ging Sempach in den Schlussgang. Für Bernhard Kämpf war damit die Devise klar: gewinnen. Doch Sempach agierte taktisch klug und geriet nie in grosse Bedrängnis.  Für den Emmentaler ist es der grösste Erfolg seiner Laufbahn und wie er betonte, sei für ihn ein Bubentraum in Erfüllung gegangen. Wenn es ihm gelingt, diese Form bis zum «Eidgenössischen» zu konservieren, wird er im starken  Berner Team eine wichtige Rolle einnehmen. Nachdem Bernhard Kämpf letztes Jahr den Sieg auf dem Brünig noch erben konnte, hatte er es diesmal in der Hand, nicht auf Dritte angewiesen zu sein. Trotz einer starken Leistung wollte ihm dieses Vorhaben nicht gelingen. Der ausgezeichnete Techniker behielt zum Auftakt gegen Martin Grab Oberhand und konnte die Verteidigung von Philipp Gloggner nicht durchbrechen. In der weitern Folge blieben Andreas Odermatt und Dominik Waser gegen den Berner Oberländer chancenlos. Ohne seinen starken Auftritt irgendwie schmälern zu wollen, profitierte er zweifelsohne von einer nicht allzu harten Einteilung. Doch dass er die Gunst der Stunde genutzt hat, spricht für ihn.

Hinter den beiden Schlussgang-Teilnehmern klassierte der Luzerner Joel Wicki als bester Innerschweizer im zweiten Rang. Nach einem verhaltenen Beginn mit den Gestellten gegen Matthias Glarner und Roman Sommer reihte er vier Siege aneinander. Zuletzt kam er gegen Matthias Aeschbacher mit einem Kurz zu einem Blitzsieg. Mit dem gleichen Leistungsausweis klassierte sich der Berner Kantonalfestsieger Matthias Glarner gemeinsam mit Kilian Wenger und Thomas Zaugg im dritten Rang. Schwingerkönig Matthias Sempach, der von Christian Schuler und Mike Müllestein bange Momente zu überstehen hatte, letztlich aber ungeschlagen blieb, holte seinen 100. Kranz.

Die 18 abgegeben Kränze teilten sich die Berner und Innerschweizer mit je 9 «Exemplaren» schön «brüderlich» unter sich, derweil die Südwestschweizer, trotz teilweise starken Auftritten, leer ausgingen. Die Schwyzer sicherten sich sieben Kränze, zwei gingen auf das Konto der Luzerner. Der Muotathaler Guido Gwerder holte erstmals das Brünig-Eichenlaub.

 

Christian Schuler und Adrian Steinauer mit Kranz

Das Quintett des Schwingklubs Einsiedeln machte auf dem Brünig von sich reden und mischte vorne tüchtig mit. Zwei Kränze waren letztlich der mehr als verdiente Lohn.

W.S. Christian Schuler, der nach seiner auf dem Weissenstein vor zwei Wochen zugezogenen Rippenverletzung, lange Zeit um einen Einsatz bangen musste, gab einen geglückten Einstand. Der 28-jährige Rothenthurmer schlug sich bei seinem Comeback im Stahlbad auf dem Brünig ausgezeichnet. Zum Auftakt bewies er im Duell gegen Schwingerkönig Matthias Sempach viel taktisches Geschick. Nachdem er sich gleich zu Beginn aus einer brenzligen Situation retten konnte, diktierte er das Geschehen und brachte seinen königlichen Kontrahenten seinerseits immer wieder in arge Nöte, ohne aber letztlich reüssieren zu können. Die beiden erhielten vom Publikum für diesen hochstehenden Gang zurecht eine Standing Oviation und wurden damit mit der Höchstnote für einen Gestellten belohnt. Nach etlichen Anläufen bodigte er den Westschweizer Harald Cropt und Jonas Michel mit der Höchstnote. In einer dramatischen Begegnung ergriff er gegen Matthias Glarner sofort die Initiative und versuchte mit den verschiedensten Varianten zum Erfolg zu kommen. Ein Kurz wurde von Glarner blitzschnell mit Fussstich gekontert und der Tagessieg war ausgeträumt. In einem auf Biegen und Brechen geführten Duell bezwang er den höchst unbequemen Philipp Reusser, dem er am «Eidgenössischen» vor drei Jahren in Burgdorf noch unterlegen war, und behielt auch gegen Reto Fankhauser das bessere Ende.

Steinauers Première

Wie schon öfter in dieser Saison sorgte der 25-jährige Adrian Steinauer für einen Effort. 32 Jahre nach dem Kranzgewinn seinen verstorbenen Vaters René Steinauer holte er sich die hochbegehrte «Ehrenmeldung». «Mein Ziel war, in jedem Gang meine beste Leistung abzurufen. Mit dem Brünig-Kranz zu rechnen, ist eine äusserst gewagte Sache.» Der Willerzeller absolvierte sein Tagespensum mit vier Siegen und zwei Niederlagen. Er schwang während des ganzen Tages mit viel Elan. Im Anschwingen meisterte er den Westschweizer Hünen Samuel Dind und lieferte darauf Schwingerkönig Matthias Sempach ein packendes Duell. Erst zwanzig Sekunden vor Schluss musste er kapitulieren. Dass er dafür die Tiefstnote 8.50 erhielt, ist sicher erklärungsbedürftig. Mit zwei Zehnerwürfen gegen René Berger und Stefan Studer machte er viel Terrain gut und war  ein möglicher Kandidat für den Schlussgang. Doch Thomas Sempach war für ihn an diesem Tag eine Nummer zu gross. Nach dieser Niederlage ging es gegen den brandgefährlichen Obwaldner Stefan Gasser um den Gewinn des Kranzes. Vom Sägemehlrand aus erhielt er von seinen Klubkollegen immer wieder wertvolle Unterstützung, bis ein Kurz und Nachfahren am Boden zum Resultat führten. Trotz dieses Erfolges sieht Adrian Steinauer die Bäume noch lange nicht in den Himmel wachsen: «Für mich ist mit dem Kranzgewinn eine Herzensangelegenheit in Erfüllung gegangen, doch deswegen abheben zu wollen, wäre Träumerei», bleibt der 19-fache Kranzschwinger, wovon fünf in dieser Saison, realistisch.

Viel Freude bereitete der Auftritt des neunfachen Kranzers Roland Kälin, der in den letzten Jahren immer wieder grosses Verletzungspech zu beklagen hatte. Der 29-jährige Turnschwinger aus Schönenberg, der für den Schwingklub Einsiedeln antritt, hatte je drei Niederlagen und Siege auf seinem Notenblatt. Nach dem vierten Gang war er mit drei Siegen und der einzigen Niederlagen gegen Matthias Glarner noch weit vorne anzutreffen. Im Ausstich brachte er Patrick Schenk an den Rand einer Niederlage, ehe er unglücklich kapitulieren musste. Um den Kranzgewinn musste er sich vom Emmentaler Christian Gerber das Sägemehl vom Rücken wischen lassen.

Mit den beiden Start-Unentschieden gegen Thomas Zaugg und Simon Mathys stand Alex Schuler bereits unter grossem Druck. Mit den Siegen gegen Kilian von Weissenfluh und Heinz Habegger brachte er sich in eine günstige Ausgangslage, die nach der schnellen Niederlage gegen Christian Gerber zunichte gemacht wurde. Trotz des Sieges gegen Konrad Steffen verpasste er den Kranz deutlich.

Die Defizite einer achtwöchigen verletzungsbedingten Zwangspause konnte auch Martin Grab, der fünffache Brünig-Sieger, nicht verbergen. Obschon gegenüber den beiden letzten Schwingfeste Fortschritte unverkennbar waren, gehörte er zu den Geschlagenen und musste ohne Kranz nach Hause. Dabei hatte er für den Kranzgewinn nach vier Gängen noch intakte Chancen. Doch mit dem Gestellten gegen das Westschweizer Kraftpacket Pascal Piemontesi lag dieses Ziel ausser Reichweite. 

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