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Brünig

Sonntag, 30. Juli 2023

Sieg für Samuel Giger

Im Schlussgang der beiden Klubkollegen bezwang Samuel Giger nach 1:10 Minuten Domenic Schneider mit Kurz und Nachdrücken. Damit beendete er die 17-jährige Durststrecke der Nordostschweizer.

W.S. Der Auftakt verlief ganz nach dem Geschmack des Publikums. Obschon Überraschungen nicht ausblieben, konnten sich mehrheitlich die ganz grossen Tenören durchsetzen. Pirmin Reichmuth und Matthias Aeschbacher lagen bei Halbzeit einen Viertelspunkt vor Alex Schär an der Spitze. Samuel Giger war mit weiteren Siegesanwärtern ganz vorne anzutreffen. Zurückgebunden mit zwei Gestellten wurde der diesjährige Seriensieger Fabian Staudenmann. Riesenpech hatte Joel Wicki. Nachdem er mit dem 18-jährigen Berner Michael Moser im dritten Gang die Punkte teilte, musste er den Wettkampf vorzeitig beenden. Bereits vor zwei Jahren verletzte er sich am «Innerschweizer» am Ellenbogen und fiel einen Monat. Zuvor meldete er mit schnellen Siegen gegen Armon Orlik und Bernhard Kämpf seine Siegesambitionen an. Während des Ganges griff er sich immer wieder an den Ellenbogen und schien handicapiert zu sein. Weil es zwischen Pirmin Reichmuth und Matthias Aeschbacher keinen Sieger gab, kam es zu einem Führungswechsel. Von der Spitze aus grüssten Samuel Giger und der Luzerner Urs Doppmann. Die Ereignisse begannen sich zu überschlagen. Domenic Schneider bodigte Matthias Aeschbacher und stand damit im Schlussgang. Mit Kurz und Nachfahren gegen Joel Ambühl löste Samuel Giger ebenfalls dieses Ticket.

Nach seiner Verletzung kam Samuel Giger zusehends besser in Fahrt. Der Thurgauer war sich auch nicht zu schade, an kleineren Festen Selbstvertrauen zu tanken. Am Brünig-Schwinget verkörperte er eine Klasse für sich. Der 194 cm grosse und 123 kg schwere Modellathelt war unbestritten der beste Schwinger. In einer hochstehenden Begegnung trennte er sich mit Fabian Staudenmann resultatlos. Danach hatte keiner der ihm zugeteilten Gegner eine Chance.

Wie er in festen Griffen Jan Wittwer und Christian Gerber auf den Rücken beförderte, war bereits Klasse. Mit einem blitzschnell angesetzten Wyberhaken bezwang er auch Curdin Orlik souverän.

Domenic Schneider war wie schon so oft Publikumsliebling. In einer lebhaften Auseinandersetzung konnte die Verteidigung des Berners Michael Ledermann nicht durchbrechen. Doch dann kam er so richtig aus den Startlöchern und eilte von Sieg zu Sieg. Auf dem Weg in den Schlussgang musste ihm auch Kilian von Weissenfluh kapitulieren.   Bei seinem dritten Anlauf auf dem Brünig gelang es Samuel Giger zu reüssieren. «Obschon Domenic mein Klubkolleg ist, ging ich ganz normal in dieses Duell.» Für den Tagessieger hat die Region auf dem Brünig eine ganz besondere Bedeutung. Seine Grosseltern müttlicherseits kommen aus dem Haslital und seine Freundin vom Hasliberg.

Adrian Walther, letztjähriger Sieger, drehte nach einem verhaltenen Anschwingen mächtig auf und konnte seine letzten drei Kontrahenten platt gewinnen, was ihm den alleinigen zweiten Rang einbrachte. Fabian Staudenmann musste eher überraschend mit Joel Ambühl über die volle Zeit kämpfen, doch blieb er weiterhin ungeschlagen.

Innerschweizer unter den Erwartungen

Die als aussichtsreiche Mitfavoriten in den Wettkampf gestiegenen Innerschweizer blieben unter den Erwartungen. Der Ausfall von König Joel Wicki war wenig dazu angetan, positive Impulse auszulösen. Von den 20 abgegebenen Kränzen holten die Berner elf, die Innerschweizer fünf und die Nordostschweizer vier. Von den 32 angetretenen Eidgenossen konnte die Hälfte nach einem spektakulären Brünig-Schwinget den Heimweg kranzgeschmückt antreten.

Die Innerschweizer Schwinger tun gut daran, die misslungene Hauptprobe für den Unspunnen-Schwinget nicht überzubewerten.

Ohne das starke Mannschaftsergebnis der Berner schmälern zu wollen, schienen diese das Glück gepachtet zu haben. So kam der Sieg von Bernhard Kämpf gegen Pirmin Reichmuth auf seltsame Art zustande.  Auch wenn die Innerschweizer in die Schranken gewiesen wurden, vermochten vor allem die Luzerner Urs Doppmann und Joel Ambühl einige Akzente zu setzen.

Gutes Omen?

Oberste Priorität vor dem Saisonhöhepunkt in Interlaken muss in den Trainingszusammenzügen dem Anschwingen gewidmet werden, ist doch ein erfolgreicher Start fast schon die halbe Miete. Zudem könnte eine dosierte Prise mehr Aggressivität und Draufgängertum sich ebenso positiv auswirken.

Nach dem Motto «auf eine misslungene Hauptprobe folgt meist eine erfolgreiche Première», dürfen die Innerschweizer dem Unspunnen-Schwinget, dem absoluten Saisonhöhepunkt am 27. August in Interlaken, aber trotzdem mit berechtigter Zuversicht entgegenblicken.

Ein Schwyzer mit Kranz

Bei den Schwyzern vermisste man die beiden Zugpferde Mike Müllestein und Christian Schuler. Sie werden auf der Schwägalp ihr drittes Bergkranzfest absolvieren. Weiter musste auch noch der kurzfristige Ausfall des zweifachen Eidgenossen Alex  Schuler hingenommen werden. Schliesslich war es der 22-jährige Michael Gwerder, der für die Schwyzer die Kastanien aus dem Feuer holte. Nach einem mühsamen Anschwingen mit den Gestellten gegen Verteidigungskünstler Fabian Kindlimann und David Lüthi schlug das Glückspendel  anschliessend zu seinen Gunsten um. Nach den Siegen gegen Stephan von Büren und Lars Zaugg bodigte er im Ausstich die Eidgenossen Stefan Gäumann und Christian Gerber auf überzeugende Art. Mit diesem Leistungsausweis holte er als einziger Schwyzer die «Schlaufe».

Die anderen Schwyzer konnten nicht mitreden und verpasste die Kranzränge deutlich.

Dass dieser Bergklassiker keine Gnade kennt, musste Martin Grab erfahren. Nach einer längeren Verletzungspause kam dieser Härtetest für ihn noch zu früh. Trotz des verpatzten Beginns mit drei Niederlagen rettete er sich mit dem Sieg gegen den Emmentaler Colin Schlüchter gerade noch in den Ausstich. Mit dem Sieg gegen Jan Blaser gab es für ihn einen versöhnlichen Abschluss.

 

Werner Schönbächler

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