Damian Ott war eine Klasse für sich

Martin Schönbächler wurde Dritter am Siebner Herbstschwingertag

Adi Steinauer gewinnt den letzten Gang seiner Karriere

Martin Schönbächler im Kampf gegen Silvan Appert

Der Sankt-Galler Damian Ott bodigte im Schlussgang nach 5:02 Minuten Fredi Bruhin mit Übersprung und sorgte damit nach einem siebenjährigen Unterbruch wieder für einen Sieg der Ostschweizer. Die Aktiven des Schwingklubs Einsiedeln holten sechs Auszeichnungen.

W.S. Der Anlass in Siebnen vermochte seinen Stellenwert als grösster Herbstschwinget der Innerschweiz in den letzten Jahren zu halten. Bei besten äusseren Bedingungen verfolgten 3000 Zuschauer die Zweikämpfe der 144 Wettkämpfer, die sich nach einer langen Saison noch keineswegs saisonmüde zeigten und phasenweise Schwingen vom Feinsten zelebrierten. So war es nicht verwunderlich, dass es einige Überraschungen absetzte. Nach drei Gängen führten Damian Ott und Michael Gwerder gemeinsam mit 30 Zählern vor Martin Schönbächler, Alex Huber und Sandro Fitze. Nach dem nächsten Durchgang hatte als Einziger Damian Ott  vor den beiden Einheimischen Benjamin Züger und Fredi Bruhin noch ein reines Notenblatt. Ott drang mit der Höchstnote gegen den unbekümmerten Draufgänger Benjamin Züger in den Schlussgang. Als sein Widersacher schälte sich Fredi Bruhin mit seinem Sieg gegen Marco Ulrich heraus.

Der 25-jährige Damian Ott krönte seine überaus erfolgreiche Saison mit einer überragenden Leistung. Dabei meldete er bereits im Anschwingen mit den beiden platten Würfen gegen Silvan Appert und Reto Andermatt seine Siegesabsichten an. Normalerweise kommt er vielfach mit dem unschönen, aber wirkungsvollen «Münger-Murks» am Boden zum Ziel, doch diesmal erwies er sich als excellenter Kurzzieher. So fanden auch Lukas von Euw und Michael Gwerder gegen seinen wuchtigen Kurzzug kein geeignetes Abwehrmittel.

Fredi Bruhin, der bis vor einem Jahr auf die Karte Ringen setzte, war mit vier Kranzgewinnen eine der grossen Entdeckungen in dieser Saison. Nachdem er mit Marcel Bieri die Punkte teilte, manövrierte er sich mit seinem beidseitig gezogenen Kurz mit drei Maximalnoten in eine günstige Ausgangslage, die er nicht mehr preisgab.

Michael Gwerder wurde seinem Ruf als Eidgenossen gerecht und teilte den zweiten Platz mit Bruhin. Zuletzt musste er mit Benno Heinzer über die volle Distanz gehen.

Schönbächlers starke Leistung

Der 18-jährige Martin Schönbächler schwang sich mit seiner vielseitigen und unbekümmerten Schwingweise in die Herzen der Zuschauer. Wenn er in den Sägemehlring trat, wurden ganz zur Freude der Zuschauern Bilder packender Schwingkunst wahr. Mit Kurz und Nachfahren kam er gegen Simon Gabriel zu einem schnellen Sieg. Danach sorgte er für die grösste Überraschung des Tages. In einer offenen Begegnung gelang es ihm, den Übersprung von Marcel Bieri zu seinen Gunsten zu kontern. Nachdem er von Michael Ulrich am Boden in eine gefährliche Lage gedrängt wurde, kam er mit einem herrlichen Hochschwung zur Maximalnote. Keine Siegesrezept fand er gegen Alex Huber und musste stellen. Doch mit Marc Hänni fackelte er nicht lange und holte eine weitere Zehn. In einem auf Biegen und Brechen geführten Duell trennte er sich mit dem Eidgenossen Silvan Appert resultatlos, was ihm nach dem Gewinn seines ersten Kranzes am Tessiner Kantonalen vor einer Woche den dritten einbrachte.

Viel Freude bereitete das 18-jährige Willerzeller Leichtgewicht Samuel Steinauer. Nach einem wunschgemässen Anschwingen mit zwei Siegen wurde er von Gian Maria Odermatt mit einem Hüfter ausgehebelt. Doch er liess sich deswegen nicht entmutigen und kehrte gegen Markus Kiser zum Siegen zurück. Mit dem Sieg gegen den Berner Verbandskranzer Sandro Galli gelang ihm eine Überraschung. Zuletzt trennte er sich mit dem Kranzer Manuel Bollhalder unentschieden.

Steinauers gelungener Rücktritt

Der 34-jährige Adrian Steinauer bestritt sein letztes Schwingfest seiner erfolgreichen Laufbahn. Nachdem er mit Marcel Mösli stellte, konnte er Adrian Müller platt gewinnen. Keineswegs zwingend verlor er gegen Marco Ulrich. Damit hatte er das Messer am Hals und er durfte sich keinen gravierenden Ausrutscher mehr leisten. In seiner gewohnt ruhigen Art löste er diese Aufgabe mit Bravour und blieb dreimal siegreich. In seinem letzten Gang konnte er den Thurgauer Kranzer Fabian Koller am Boden zum Resultat überdrehen. Anschliessend wurde er vom Publikum und seinen Klubkollegen gebührend von der Schwingerbühne verabschiedet. Es war für ihn genau richtig so, er hätte sich kein schöneres Ende vorstellen können. Er konnte frei schwingen, gewann dies Auszeichnung an seinem Lieblingsfest, das er 2021 und 24 gewonnen hat, und der emotionale Abschied hat ihn sichtlich berührt.  

Der Trachslauer Fabian Birchler musste Schwerstarbeit verrichten. Im letzten Gang konnte er kurz vor Zeitablauf Markus Kiser platt gewinnen und damit die Auszeichnung sichern. Andrin Kauflin stellte seine in dieser Saison gemachten Fortschritte ein weiteres Mal unter Beweis und holte sich mit einem Sieg gegen Samuel Zurfluh die Auszeichnung, was auch Mike Schuler gelang. Pech hatte Reto Pfyl, dem mit zwei Siegen und vier Gestellten lediglich ein Viertelspunkt fehlte.

Werner Schönbächler