Marc Lustenberberger kam zu einem überlegenen Sieg

120. Ob- und Nidwaldner Kantonales Schwingfest in Sachseln vor 3’000 Zuschauern

Christian Schuler im Kampf gegen Nando Durrer

Adi Steinauer in Aktion

Die beiden Kranzgewinner Christian Schuler (links) und Adi Steinauer

Der 22-jährige Entlebucher Marc Lustenberger bodigte im Schlussgang seinen Verbandskollegen Fabian Scherrer nach 3:20 Minuten mit einem klassischen Wyberhaken und holte damit seinen ersten Kranzfestsieg. Für den Schwingklub Einsiedeln gab es zwei Kranzjubiläen.

W.S. Die Schwyzer erwischten am vierten Kantonalfest den besten Start in der bisher doch etwas verknorzten Saison. Neben dem führenden Patrick Betschart waren nach drei Gängen nach weitere Schwyzer vorne anzutreffen. Doch von allen ging Gefahr aus.  Immerhin legten sie damit ein solides Fundament für den weiteren Verlauf zurecht. Doch es kam zusehends Sand ins Getriebe. Die Luzerner setzten in der entscheidenden Phase den Stempel auf und brachten sich vor dem Ausstich in eine günstige Ausgangslage. Gipfelstürmer Marc Lustenberger lag als Einziger mit vier Siegen deutlich vor dem punktegleichen Trio Remo Vogel, Ueli Rohrer und Christian Zemp in Front. Neben ihm vermochte sich mit Fabian Scherrer ein weiterer Luzerner für den Schlussgang zu qualifizieren.

Nach seinen starken Vorstellungen an den letzten Festen war der erste Kranzfestsieg von Marc Lustenberger nur noch eine Frage der Zeit. Er meldete seine Siegesabsichten mit den beiden beeindruckenden Startsiegen gegen Michael Zurfluh und Christian Zemp frühzeitig an. Sie vermochten ihm trotz ihrer eisernen Verteidigung nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen. Dass er technisch äusserst vielseitig schwingt, mussten auch seine nächsten Widersacher erfahren. So bearbeitete er Jonas Durrer, Benjamin Züger und den 140-Kilo-Hünen Christoph Waser mit Kurz und Hakenschwüngen bis zu deren endgültigen Kapitulation.

Sein gleichalteriger Verbandskamerad Fabian Scherrer zählt schon seit längerer Zeit  zu den hoffungsvollsten Luzernern. Nachdem er zum Auftakt Adrian Steinauer und Jonas Gisler auf die Verliererseite reihte, teilte er mit Christian Schuler die Punkte. Mit den weiteren Höchstnoten gegen Roland Reichmuth und Marc Lustenberger machte er viel Terrain gut und drang damit in die Endausmarchurng vor.

Um den Tagessieg schenkten sich die Kontrahenten nichts und drängten sofort auf eine Entscheidung. Dabei führte Lustenberger die etwas feinere Klinge und reüssierte nach einigen Anläufen mit einem Wyberhaken. Dabei sah es für ihn vor dem Wettkampf gar nicht nach einem Sieg aus. Noch immer spürte er die Nachwehen von einer  am Luzerner Kantonalen zugezogenen Zerrung.  «Erst nach Rücksprache mit dem Physiotherapeuten entschied er sich für eine Teilnahme und konnte beschwerdefrei schwingen.

Den Ehrenplatz holte sich mit dem 20-jähriger Obwaldner Christian Zemp ein weiterer Vertreter der jüngeren Gilde. Der Sennenschwinger imponierte einmal mehr mit seiner Wendigkeit und stählernen Brücke. Remo Vogel und Samuel Schwyzer rundeten den Luzerner Erfolg mit dem dritten Rang ab. Sie holten mit 15 Kränzen vor den Gastgebern (12), den Schwyzern (5), den Zugern und Urnern (1) auch den Hauptharst der 36 abgegebenen «Schlaufen»

120. Kranz für Christian Schuler

Christian Schuler konnte sich gegenüber den beiden letzten Kantonalen deutlich steigern. Trotz seiner 37 Jahren zeigte er, was noch in ihm steckt. Dabei startete er hervorragend in den Wettkampf. Mit Kurz und Nachdrücken bodigte er Stefan Ettlin und in einem auf Biegen und Brechen geführten Duell konnte er Verteidigungskünstler Nando Durrer kurz vor Zeitablauf mit Wyberhaken platt gewinnen. In einem offenen Gang trennte er sich mit Fabian Scherrer resultatlos, worauf er gegen Severin Barmettler und Andri Krauer Oberhand behielt. Zuletzt ging er gegen den brandgefährlichen Luzerner Eidgenossen Joel Ambühl keine unnötigen Risiken ein. Mit dem Gestellten klassierte er sich im fünften Rang und holte den dritten Kranz in dieser Saison.  Mit 120 gewonnenen Kränzen steht er in der ewigen Bestenliste des Eidgenössischen Schwingerverbandes an achter Stelle. «Bereits der 100. Kranzgewinn vor drei Jahren war ein besonderer Moment.». Dass ihm ein weiteres Jubiläum gelang, ist ein weiterer Meilenstein in seiner erfolgreichen Laufbahn. Mit 16 Jahren wurde 2004 am Schwyzer Kantonalen Neukranzer und konnte seine Sammlung immer mehr ausbauen. Zu seinem hervorragenden Leistungsausweis zählen fünf eidgenössische Kränze und 18 Kranzfestsiege, darunter zwei am «Innerschweizer» und vier an Bergklassikern.

40. Kranz für Adrian Steinauer

Einen weiteren Freudentag gab es für den 33-jährigen Adrian Steinauer, der mit einer soliden Leistung den zweiten Kranz dieser Saison erkämpfte und sich damit die «Fahrkarte» für das Eidgenössische in Mollis gesichert haben dürfte. Er startete mit der Niederlage gegen Fabian Scherrer und konnte der Reihe nach Luke Odermatt, Urs Riebli und Tobias Hurschler bezwingen. Nach der Niederlage gegen den auch als Ringer bekannten Roman Zurfluh musste er zuletzt alles auf eine Karte setzen. Nachdem er eine Niederlage gegen Roy Wittwer gerade noch abwenden konnte, vermochte er den Spiess umzudrehen und mit einem Zehnerwurf seinen 40. Kranz zu gewinnen. Den ersten Kranz holte er sich 2011 am Schwyzer Kantonalen. und fünf Jahre später in Schindellegi einen Co-Sieg am eigenen «Kantonalen».

Knapp daneben

Der Trachslauer Fabian Birchler begann vielversprechend und durfte sich bis zuletzt Kranzhoffnungen machen. Im alles entscheidenden letzten Gang musste er gegen Elias Lüscher den Kürzeren ziehen und den in Reichweite gelegenen Kranzgewinn begraben. Leichtgewicht Samuel Steinauer zeigte eine erfreuliche Leistung und blieb mit je drei Siegen und Niederlagen bis zum Schluss im Rennen. Der 18-jährige Reto Pfyl musste um den Kranzgewinn gegen den Luzerner Andri Krauer ins Kurzholz beissen. Zuvor hatte er drei Siege und zwei Niederlagen auf seinem Notenblatt. Ebenfalls bis zum Schluss war Stephan Grab dabei.

Riesenpech für Martin Grab

Nach einer zweijährigen Abwesenheit von den Sägemehlringen gab Martin Grab ein vielversprechendes Comeback und war nach drei Gängen weit vorne anzutreffen. Doch zog er sich dabei einen Innenbandriss am linken Knie zu und musste darauf auf die weitere Fortsetzung des Wettkampfs verzichten. Es bleibt zu hoffen, dass es bald wieder zurückkehren kann und die Verletzungshexe, die bei ihm in den letzten Jahren unbarmherzig zuschlug, endlich einmal von ihm absieht.

 

Werner Schönbächler