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Stoos

Sonntag, 10. Juni 2018

Christian Schuler in den Kranzrängen

Der noch nicht 20-jährige Freiburger Lario Kramer bodigte im Schlussgang nach 4:10 Minuten Marcel Bieri mit Hüfter und beendete damit eine lange Durststrecke der Westschweizer.

W.S. Die erwartungsfrohen Zuschauer mussten schon vor Beginn einen Dämpfer hinnehmen. Nach der Absage von Matthias Sempach musste mit Kilian Wenger ein weiterer Berner Schwingerkönig verletzungsbedingt auf den Wettkampf verzichten. Nichtsdestotrotz verlief das Geschehen  ganz nach dem Gusto des Publikums und lieferte viel Gesprächsstoff. Neben gepfefferten Überraschungen machte sich besonders die jüngere Gilde stark bemerkbar. Besonders Lario Kramer stellte die Hierarchie mit drei Siegen völlig auf den Kopf. Als Einziger der 90 Schwinger hatte er bei Halbzeit (nach drei Gängen) noch eine reine Weste . Im vierten Durchgang überschlugen sich die Ereignisse noch einmal, sodass für die Schlussgangteilnahme noch alles völlig offen war. Mit Marcel Bieri und Lario Kramer kam es überraschend zu einem Schlussgang zweier Nicht-Eidgenossen, da die grossen Tenöre für einmal nicht richtig auf Touren kamen.

Viel Freude bereitete der Auftritt von Lario Kramer, was für den Aufschwung der Westschweizer spricht. Obschon sie jahrelang unten durch mussten, haben sie viel in die Nachwuchsarbeit investiert und können nun davon ernten. Ohne grossen Respekt vor grossen Namen trat er völlig unbeschwert auf und sorgte damit für Stimmung auf den vollen Rängen. Wie er Christian Odermatt und Alex Schuler ausbootete, war bemerkenswert. Von diesem Traumstart sichtlich beflügelt, war Mike Müllestein sein nächstes Opfer. Selbst die Niederlage gegen Reto Nötzli brachte ihn nicht aus dem Konzept. Mit der Höchstnote schaltete er Marco Reichmuth aus und erreichte damit völlig verdient den Schlussgang. «Da ich im Schlussgang nichts zu verlieren hatte, setzte ich alles auf eine Karte und hatte mit dieser Taktik Erfolg», erklärte er. Dass sein erster Kranzfestsieg gleich ein «Bergklassiker» ist,  freue ihn riesig. Den Namen dieses Sennenschwingers muss man sich für die Zukunft gut merken. Mit seinen Markenzeichen, dem  Hüfter, Übersprung und den Hakenschwüngen bereitet er seinen Kontrahenten grosses Kopfzerbrechen. Er könnte sich in den nächsten Jahren zu einem Leader entwickeln, so wie Gabriel Yerli einer war, der vor 21 Jahren als letzter Westschweizer auf dem Stoos gewinnen konnte.

Der 23-jährige Marcel Bieri, der vor einem Jahr das Zuger Kantonale gewinnen konnte, gelang wie schon öfter in dieser Saison eine solide Leistung. Nachdem er mit dem Berner Oberländer Simon Anderegg die Punkte teilte, nutzte er die Gunst der Stunde. Mit den Siegen gegen Dominic Fässler und Urs Doppmann machte er viel Terrain gut. In einem harten Duell bezwang er Ronny Heinzer platt und verschaffte sich damit eine gute Ausgangslage. Mit einer taktischen Meisterleistung hebelte er den favorisierten Sven Schurtenberger mit einem wuchtigen Haken aus. Im Schlussgang ergriff er sogleich die Initiative, doch stiess er auf erbitterte Gegenwehr seines Gegners. Trotz dieser Niederlage scheint der Zuger für die nächsten Grossanlässe bestens drauf zu sein.

Als bester von den vor dem Anlass hochgejubelten Bernern war Thomas Sempach. Der Bodenspezialist blieb mit vier Siegen und zwei Gestellten ungeschlagen. Zum Abschluss bezwang er Mike Müllestein und wurde damit Dritter.

Von den total 16 abgegebenen Kränzen holten die Innerschweiz mit zehn den Löwenanteil, gefolgt von den Bernern mit vier und den überraschenden Westschweizern mit zwei «Exemplaren». Der erste Bergklassiker hat gezeigt, dass die Innerschweizer, trotz Rücktritten einiger jahrelanger Stützen, über eine grosse Breite verfügen und den Bernern die Stirn bieten können.

Christian Schuler holte bei seinem seinem Comeback den Kranz

Das Quartett des Schwingklubs Einsiedeln erlebte bei diesem Härtetest Höhen und Tiefen. Christian Schuler befindet sich nach seiner Verletzung auf dem richtigen Weg.

Dass Bergklassiker keine Gnade kennen, mussten sechs Eidgenossen und weitere viele erprobte Kranzschwinger erfahren, die ohne Eichenlaub die Heimkehr antreten mussten. Nach seiner von einem Monat zugezogenen Verletzung war man auf den Auftritt von Christian Schuler allenthalben gespannt. Es ist immer ein Risiko nach einer Wettkampfpause gleich ein Bergfest mit einem hochkarätigen Teilnehmerfeld zu bestreiten. Der 30-jährige Rothenthurmer musste sich im wahrsten Sinn des Wortes durch den Wettkampf beissen. Nach der Punkteteilung gegen Thomas Sempach konnte er die beiden unbequemen Berner Patrick Gobeli und Christian Gerber platt besiegen. In einer vom Berner Simon Anderegg gegen Ende unschön geführten Begegnung, bracht er kein Resultat zustande. Nach etlichen Anläufen war er gegen Michael Müller am Ende seiner Kräfte und musste prompt ins Kurzholz beissen. Nach diesem Ausrutscher musste er alles riskieren und benötigte für den Kranzgewinn unbedingt die Höchstnote. Dieses Vorhaben gelang ihm gegen Jonas Michel nach wenigen Sekunden, was ihm für seine nächsten Einsätze viel Mumm geben dürfte. «Für mich war es wichtig, dass ich nach meiner Verletzung wieder ins Geschehen eingreifen und Wettkampfpraxis sammeln konnte. Es war für mich ein Härtetest.»

Der Willerzeller Adrian Steinauer erlebte einmal mehr Hochs und Tiefs und verlor im Ausstich zweimal.

Dem Eidgenossen Alex Schuler will derzeit einfach nichts gelingen. Nach den beiden keineswegs zwingenden Startniederlagen gegen Christian Gerber und Lario Kramer stand er bereits unter grossem Druck. Trotz je eines Sieges und Gestellten verpasste er den Ausstich um einen halben Punkt.

Wegen Unwohlseins musste Philipp Schuler nach zwei Gängen Forfait geben.

Mit vier Kränzen blieben die Schwyzer vor den Luzernern (3) der erfolgreichste Kantonalverband der Innerschweiz. Je einen «Kopfschmuck» holten die Urner, Zuger und Ob- und Nidwaldner.

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