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ISAF Einsiedeln

Sonntag, 03. Juli 2016

Triumph von Christian Schuler am Heimfest

110. Innerschweizerisches Schwing- und Älplerfest in Einsiedeln vor 8'500 Zuschauern

Christian Schuler setzte dem glanzvollen Fest die Krone auf

 

Im Schlussgang bodigte Christian Schuler nach 7:40 Minuten Mike Müllestein mit Übersprung und konnte damit im vierten Anlauf nach 2006, 2007 und 2010 erstmals den Verbandsanlass gewinnen.

W.S. An einem Teilverbandsfest stellt sich die Kardinalfrage, ob die Gäste von den «Einheimischen» in Schach gehalten werden können. Bereits nach zwei Durchgängen waren die Gäste abgemeldet und hatten mit dem Ausgang an der Spitze nichts mehr zu tun. «Nöldi» Forrer schied nach zwei Punkteteilungen verletzungsbedingt aus. Bei Halbzeit (nach drei Gängen) wiesen Christian Schuler und Andi Imhof, als einzige der 229 Schwinger, wovon 16 Eidgenossen, noch eine reine Weste auf. Im Schlüsselduell der beiden Führenden wurde von Beginn weg ein Feuerwerk – so ganz nach dem Geschmack des Publikums – gezündet. Nach einigen brenzligen Situationen für beide Kontrahenten kam Christian Schuler mit einer Art Kurzabdrehen – eine seiner Spezialitäten – zum Erfolg. Damit konnte er den stets brandgefährlichen Urner nach zwei Niederlagen bodigen, womit er die Leaderposition auszubauen vermochte. Immer mehr zeichnete sich um den Tagessieg ein Duell zwischen den Luzernern und Schwyzern ab. Letztere hatten die etwas besseren Karten in ihren Händen, was aber nicht allzuviel bedeutet.

Es kam zur grossen Dramaturgie um die Schlussgangteilnahe, konnten doch noch neun Schwinger dieses Ziel erreichen. In einer hochstehenden Begegnung konnte Mike Müllestein nach unzähligen Versuchen Joel Wicki mit Kurz in Seitenlage werfen und ihn bis zum Gut des Kampfrichters festhalten. Obschon Christian Schuler den zähen Entlebucher Erich Fankhauser nach allen Regeln der Schwingkunst bearbeitete, wollte ihm der Siegewurf einfach nicht gelingen. Dennoch reichte es ihm dank des vorher erarbeiteten Punktevorsprungs für die Endausmarchung.

Schulers Krönung

Nachdem Christian Schuler dreimal im Schlussgang an einem «Innerschweizerischen» den Kürzeren gezogen hatte, war der Sieg eigentlich schon längst überreif. Er musste den Makel loswerden, dass ihn dieser Anlass nicht «hasst». Dass er zu ganz Grossem fähig ist, demonstrierte er mit konstanten Leistungen während der ganzen Saison. Diesmal stand ihm das Glück des Tüchtigen bei. Er setzte seine Kontrahenten von Beginn ständig unter Druck und liess nichts anbrennen. Dies musste zum Auftakt der Bündner Beat Clopath zur Kenntnis nehmen. Mit einem wuchtigen Kurz, der ihm die Höchstnote eintrug, war ihm der Start nach Mass geglückt und verlieh ihm sichtlich Selbstvertrauen  Beim schwierig zu bezwingbaren Ivan Rohrer ging er auf Nummer sicher und gelangte am Boden zum Resultat. Mit einer weiteren Maximalnote gegen René Suppiger, dem Luzerner Aufsteiger dieser Saison, brachte er sich in äusserst günstige Ausgangslage. Sein diesjähriger Leistungsausweis ist wirklich imponierend. Von fünf Schlussgängen konnte er drei zu seinen Gunsten und war nie schlechter als im dritten Rang klassiert. Damit zählt der 29-jährige Handelskaufmann endgültig zu den Topfavoriten auf den Königstitel am Eidgenössischen von Ende August in Estavaye3r. Im Schlussgang bewies er auch taktische Reife und «powerte» sich nicht mit ständigen Angriffen aus. Er kämpfte mit dosiertem Risiko, setzte aber immer wieder gezielte Nadelstiche, die wohl den Ausschlag zu seinem Sieg gegeben haben dürften.  

Müllestein war brandgefährlich

Mike Müllestein hat sich in den beiden letzten Jahren nach einer langen Pechsträhne mit vielen Verletzungen zu einem sicheren Wert entwickelt. So gewann der 27-jährige Zimmermann vor zwei Jahren das Schwyzer Kantonalfest und besiegte damals um den Zutritt zum Schlussgang Christian Schuler. Der explosive Sennenschwinger, zu dessen Markenzeichen Standschwünge wie der Kurz, Haken und Lätz zählen, startete mit den Zehnerwürfen gegen Peter Imfeld und Dominic Fässler geradezu optimal in den Wettkampf. In einer kampfbetonten Partie musste er – wie Christian Schuler – mit Erich Fankhauser über die volle Zeit kämpfen. Mit einem weiteren Sieg gegen Michael Müller brachte er sich um den Tagessieg ins Gespräch. «Ich wollte gegen Christian Schuler nicht gleich ins offene Messer laufen und versuchte aus der Verteidigung heraus zu kontern, was nicht aufgegangen ist», sagte er. Doch sei er mit seiner Leistung zufrieden und Christian sei ein würdiger Sieger gewesen.

Sven Schurtenberger bestätigte seinen Sieg am Luzerner Kantonalfest mit einer weiteren starken Leistung. Nach dem Startunentschieden gegen den «Mutzen» Christian Gerber rollte er das Feld mit fünf Siegen von hinten auf und klassierte sich auf dem Ehrenplatz. Der letztjährige Sieger Andi Imhof kommt immer besser in Fahrt und dürfte in dieser Form zu einem wichtigen Eckpfeiler im Mannschaftsgefüge der Innerschweizer werden. Mit seiner grosser Beharrlichkeit und seinen unermüdlichen Angriffen gelang es ihm seine Gegner zu zermürben, bis sie sturmreif waren. Damit belegte er den alleinigen dritten Rang.

Von den total 37 abgegebenen Kränzen gingen je 12 «Exemplare» auf das Konto der Schwyzer und Luzerner, gefolgt von den Zugern (4), den Ob- und Nidwaldnern (4) sowie den Urnern (2) . Von den Gästen durften sich je ein Berner, Südwest und Nordwestschweizer den «Kopfschmuck» aufs Haupt setzen lassen. Sie blieben damit etwas unter den Erwartungen. Bestklassierter Gast war der Berner Thomas Sempach (6.) vor dem 21-jährigen Freiburger Benjamin Gapany, der in der Westschweiz Michael Nydegger als Nummer 1 abgelöst hat.  Gleich neun Schwinger, wovon die beiden Schwyzer Stefan Kenel und der junge Muotathaler Dario Gwerder, gewannen ihren ersten Kranz an einem Teilverbandsfest.  Von den 16 angetretenen Eidgenossen verfehlten sechs den Kranz. Dem Ausserschwyzer Bruno Nötzli fehlte lediglich ein Viertelspunkt.

 

Fünf Kränze für den Schwingklub Einsiedeln

Neben dem Tagessieg von Christian Schuler holten sich vier weitere Aktive des Schwingklubs Einsiedeln den Kranz. Mit diesem tollen Leistungsausweis vermochten sie Erwartungen vollauf zu erfüllen.

W.S. Nachdem die Einsiedler Schwinger in den letzten zwei Wochen mit dem Aufbau der Schwingerarena beschäftigt waren, folgte für sie am Sonntag der Höhepunkt. Dass diese Vorbereitung gar nicht so schlecht war und vom Schwingen etwas ablenkt, zeigten ihre Leistungen in den Sägemehlringen. Der 24-jährige Alex Schuler bestätigte seine diesjährigen vier Kranzgewinne auf eindrückliche Art. Der schwingkundige Rothenthurmer blieb ungeschlagen und klassierte sich mit vier Siegen und zwei Unentschieden im vierten Rang. Mit dem Sieg gegen den höher eingestuften Luzerner Gipfelstürmer René Suppiger, den er zuletzt mit Haken bodigte, sorgte er für eine grosse Überraschung. «Da ich nichts zu verlieren hatte, riskierte ich viel, was zum Glück aufgegangen ist», freute  er sich über seinen mittlerweile 19. Kranzgewinn. Gespannt war man allenthalben auf das Abschneiden des sechsfachen Eidgenossen Martin Grab. Nach seiner am Schwyzer Kantonalen vor zwei Monaten zugezogenen Knieverletzung gab er sein mit Spannung erwartetes Comeback, das nach der schnellen Niederlage gegen René Suppiger alles andere als vielversprechend begann. Er liess sich von einem Inneren Haken im wahrsten Sinne des Wortes überrumpeln.  Doch der grosse Routinier liess sich deswegen nicht runterkriegen und machte mit drei Siegen viel Terrain gut. In einem auf Biegen und Brechen geführten Duell musste er sich vom aufstrebenden Luzerner Jonas Brun nach einem Rückwärtsbrienzer das Sägemehl vom Rücen abwischen lassen, womit er unter grossem Siegzwang stand. Er kam damit gut zurecht und behielt zuletzt gegen den Westschweizer Johann Borcard, der zum Auftakt dem Luzerner Mitfavoriten Joel Wicki ein beachtliches Unentschieden abtrotzte. was gleichbedeutend mit seinem 120. Kranzgewinn war. «Es fehlten noch die Automatismen und die Spritzigkeit», hielt der Geschäftsinhaber einer Spenglerei fest. Wenn sein Knie hält, sollte er diese beiden Mängel in den nächsten Wochen noch beheben können.  

Nach seinen Co-Sieg am Schwyzer Kantonalen wurde vom 25-jährigen Willerzeller Adrian Steinauer einiges erwartet. Dabei bekam er es mit lauter unbequemen Widersachern, die keiner wünscht, zu tun und musste mit dem Nordwestschweizer Gast David Schmid, Pius Schärli und Melk Britschgi stellen. Im Wissen, dass er sich zuletzt nur mit einer Zehn Kranzchancen machen durfte, musste er sein ganzes Können in die Waagschule werfen, um Damian Egli gewinnen zu können. «Dass es doch noch gereicht hat, freut mich sehr», lautete sein Kommentar.

Eine ganz besondere Leistung vollbrachte der 34-jährige Philipp Schuler. Der Kranzgewinn schien nach dem fünften Durchgang auf sicher. Nachdem er zuletzt den Solothurner Eidgenossen Remo Stalder an den Rand einer Niederlage brachte, musste er eine schmerzliche Niederlage hinnehmen. Dennoch holte sich der grosse Kämpfer seinen 40. Kranz, worüber er sich mächtig freute. «Nach der Tiefstnote 8.50 im letzten Gang durfte ich nicht mehr damit rechnen», lautete kurz sein Kommentar.

Einmal mehr Pech hatte Daniel Inderbitzin, dem lediglich ein Viertelspunkt für das Eichenlaub fehlte. Der 34-jährige Alpthaler Peter Effinger verkaufte seine Haut so teuer wie möglich und brachte drei Siege zustande. Roland Kälin musste sich im alles entscheidenden Gang gegen den Urner Stefan Arnold – immerhin Schlussgangteilnehmer auf dem Stoos – geschlagen geben. Thomas Bisig wurde im Ausstich von allen guten Geistern verlassen und musste zwei Niederlagen hinnehmen. Obschon er am Schwyzer Kantonalen den Kranz holte, muss er um seine Selektion für «Eidgenössische» zittern.  Christian Lagler absolvierte alles sechs Gänge, büsste aber im Ausstich mit einem Unentschieden und einer Niederlage zu viel Terrain ein, was auch auf Markus Effinger zutrifft. Daniel Schuler zog einen rabenschwarzen Tag ein und verpasste den Ausstich.

Werner Schönbächler

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